Arthur Schopenhauer Zitate
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Was der Reichtum über die Befriedigung der wirklichen und natürlichen Bedürfnisse hinaus noch leisten kann, ist von geringem Einfluß auf unser eigentliches Wohlbehagen: vielmehr wird dieses gestört durch die vielen und unvermeidlichen Sorgen, welche die Erhaltung eines großen Besitzes herbeiführt. Dennoch aber sind die Menschen tausendmal mehr bemüht, sich Reichtum, als Geistesbildung zu erwerben; während doch ganz gewiß was man ist viel mehr zu unserm Glücke beiträgt, als was man hat.
– Arthur Schopenhauer
Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit.
– Arthur Schopenhauer
Musik ist die einzige Kunst durch die man sein Ego verlieren kann.
– Arthur Schopenhauer
Neid ist dem Menschen natürlich: Dennoch ist er ein Laster und Unglück zugleich. Wir sollten ihn daher als Feind unseres Glücks betrachten und ihn als bösen Dämon zu ersticken suchen.
– Arthur Schopenhauer
Wenn mir ein Gedanke nur undeutlich entsteht und als ein schwaches Bild vorschwebt; so ergreift mich unsägliche Begierde, ihn zu fassen; ich lasse alles stehen und liegen und verfolge ihn, wie der Jäger das Wild durch alle Krümmungen, stelle ihm von allen Seiten nach und verrenne ihm den Weg, bis ich ihn fasse, deutlich mache und als erlegt zu Papiere bringe. Bisweilen entrinnt er mir doch: dann muss ich warten, bis ein andrer Zufall ihn einmal wieder aufjagt: grade die, welche ich erst nach mehreren vergeblichen Jagden fing, sind gewöhnlich die besten. Aber wenn ich bei so einer Verfolgung unterbrochen werde, besonders durch ein Tiergeschrei, das zwischen meine Gedanken hereinfährt wie das Henkerschwert zwischen Kopf und Rumpf — da empfinde ich eines der Leiden, die wir verwirkt haben, als wir mit Hunden, Eseln, Enten in eine Welt hinabstiegen.
– Arthur Schopenhauer
Auch die höchste Eile macht den Weg nicht kürzer.
– Arthur Schopenhauer
Wer wagt mir zu widersprechen, wenn ich sage, die Menschen sind wesentlich böse, wesentlich unglücklich, wesentlich töricht?
– Arthur Schopenhauer
Weiter aber, als auf die Berichtigung der Erkenntnis, erstreckt sich keine moralische Einwirkung, und das Unternehmen, die Charakterfehler eines Menschen durch Reden und Moralisieren aufheben und so seinen Charakter selbst, seine eigentliche Moralität, umschaffen zu wollen, ist ganz gleich dem Vorhaben, Blei durch äußere Einwirkung in Gold zu verwandeln, oder eine Eiche durch sorgfältige Pflege dahin zu bringen, dass sie Aprikosen trüge.
– Arthur Schopenhauer
Zwischen Männern ist von Natur bloß Gleichgültigkeit; aber zwischen Weibern ist schon von Natur Feindschaft. Es kommt wohl daher, daß das odium figulinum, welches bei Männern sich auf ihre jedesmalige Gilde beschränkt, bei Weibern das ganze Geschlecht umfasst; da sie alle nur ein Gewerbe haben. Schon beim Begegnen auf der Straße sehen sie einander an, wie Guelfen und Ghibellinen. Auch treten zwei Weiber, bei erster Bekanntschaft, einander sichtbarlich mit mehr Gezwungenheit und Verstellung entgegen, als zwei Männer in gleichem Fall. Daher kommt auch das Komplimentieren zwischen zwei Weibern viel lächerlicher heraus, als zwischen Männern.
– Arthur Schopenhauer
Nur der Wandel ist ewig, immerwährend und unsterblich.
– Arthur Schopenhauer
Auch das Zufälligste ist nur ein auf entfernterem Wege herangekommenes Notwendiges.
– Arthur Schopenhauer
Zu dem, was einer hat, habe ich Frau und Kinder nicht gerechnet; da er von diesen vielmehr gehabt wird.
– Arthur Schopenhauer
Bekanntlich werden Übel dadurch erleichtert, dass man sie gemeinschaftlich erträgt: Zu diesen scheinen die Leute die Langeweile zu zählen; daher sie sich zusammensetzen, um sich gemeinschaftlich zu langweilen.
– Arthur Schopenhauer
Den Fundamentalunterschied aller Religionen kann ich nicht, wie durchgängig geschieht, darin setzen, ob sie monotheistisch, polytheistisch, pantheistisch, oder atheistisch sind; sondern nur darin, ob sie optimistisch oder pessimistisch sind, d. h. ob sie das Dasein dieser Welt als durch sich selbst gerechtfertigt darstellen, mithin es loben und preisen, oder aber es betrachten als etwas, das nur als Folge unserer Schuld begriffen werden kann und daher eigentlich nicht sein sollte, indem sie erkennen, dass Schmerz und Tod nicht liegen können in der ewigen, ursprünglichen, unabänderlichen Ordnung der Dinge, in dem, was in jedem Betracht sein sollte.
– Arthur Schopenhauer
Das charakteristische Merkmal der Geister ersten Ranges ist die Unmittelbarkeit aller ihrer Urteile. Alles was sie vorbringen ist Resultat ihres selbsteigenen Denkens und kündigt sich, schon durch den Vortrag, überall als solches an. Sie haben sonach, gleich den Fürsten, eine Reichsunmittelbarkeit, im Reiche der Geister: die Übrigen sind alle mediatisiert; welches schon an ihrem Stil, der kein eigenes Gepräge hat, zu ersehen ist.
– Arthur Schopenhauer
Wird hingegen, mit plumper Absichtlichkeit, ein Reales und Anschauliches geradezu unter den Begriff seines Gegenteils gebracht, so entsteht die platte, gemeine Ironie. Z. B. wenn bei starkem Regen gesagt wird: »das ist heute ein angenehmes Wetter«; – oder, von einer hässlichen Braut: »der hat sich ein schönes Schätzchen ausgesucht«; – oder von einem Spitzbuben: »dieser Ehrenmann«; u. dgl. m. Nur Kinder und Leute ohne alle Bildung werden über so etwas lachen: denn hier ist die Inkongruenz zwischen dem Gedachten und dem Angeschauten eine totale.
– Arthur Schopenhauer
Die Menschheit hat von mir etwas gelernt, was sie nie vergessen wird, und ich habe den Schleier der Wahrheit weiter gelüftet, als irgend ein Sterblicher vor mir. – Aber den will ich sehn, der sich rühmen kann, eine elendere Zeitgenossenschaft gehabt zu haben als ich?
– Arthur Schopenhauer
Die Menschen sind tausendmal mehr bemüht, sich Reichtum als Geisteshaltung zu erwerben, während doch ganz gewiss, was man ist, viel mehr zu unserem Glücke beiträgt, als was man hat.
– Arthur Schopenhauer
Ist sonach der Charakter der ersten Lebenshälfte unbefriedigte Sehnsucht nach Glück, so ist der der zweiten Besorgnis vor Unglück. Denn mit ihr ist, mehr oder weniger deutlich, die Erkenntnis eingetreten, daß alles Glück chimärisch, hingegen das Leiden real sei.
– Arthur Schopenhauer
Überhaupt aber ergeht es uns im Leben wie dem Wanderer, vor welchem, indem er vorwärts schreitet, die Gegenstände andere Gestalten annehmen, als die sie von ferne zeigten, und sich gleichsam verwandeln, indem er sich nähert. Besonders geht es mit unseren Wünschen so.
– Arthur Schopenhauer
Daher werden die Meisten, wenn sie am Ende zurückblicken, finden, dass sie ihr ganzes Leben hindurch ad interim gelebt haben, und verwundert sein, zu sehen, dass das, was sie so ungeachtet und ungenossen vorübergehn ließen, eben ihr Leben war, eben das war, in dessen Erwartung sie lebten. Und so ist denn der Lebenslauf des Menschen, in der Regel, dieser, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tode in die Arme tanzt.
– Arthur Schopenhauer
Die Konversation unter Dutzendmenschen, wenn sie sich nicht gerade auf spezielle Tatsachen bezieht, sondern einen allgemeinen Charakter annimmt, besteht in abgehackten Gemeinplätzen, die einer dem andern abwechselnd nachplappert und das mit der größten Selbstzufriedenheit.
– Arthur Schopenhauer
„Er ist sehr ungesellig“ besagt beinahe schon: „Er ist ein Mann von großem Charakter.“
– Arthur Schopenhauer
Je mehr der Mensch des ganzen Ernstes fähig ist, desto herzlicher kann er lachen.
– Arthur Schopenhauer
Wie unser Leib in die Gewänder, so ist unser Geist in Lügen verhüllt. Unser Reden, Tun, unser ganzes Wesen ist lügenhaft; und erst durch diese Hülle hindurch kann man bisweilen unsere wahren Gesinnungen erraten, wie durch die Gewänder hindurch die Gestalt des Leibes.
– Arthur Schopenhauer
Um das Gute zu lesen, ist eine Bedingung, dass man das Schlechte nicht lese.
– Arthur Schopenhauer
Wohlbegründet hingegen ist die unmittelbare Überzeugung, welche der Anblick edler Handlungen hervorruft, dass der Geist der Liebe, der diesen seiner Feinde schonen, jenen des zuvor nie Gesehenen sich mit Lebensgefahr annehmen heißt, nimmermehr verfliegen und zu Nichts werden kann.
– Arthur Schopenhauer
Wie unser Leib auseinanderplatzen müsste, wenn der Druck der Atmosphäre von ihm genommen wäre, – so würde, wenn der Druck der Not, Mühseligkeit, Widerwärtigkeit und Vereitelung der Bestrebungen vom Leben der Menschen weggenommen wäre, ihr Übermut sich steigern, wenn auch nicht bis zum Platzen, doch bis zu den Erscheinungen der zügellosesten Narrheit, ja, Raserei.
– Arthur Schopenhauer
Sich zu mühen und mit dem Widerstande zu kämpfen ist dem Menschen Bedürfnis, wie dem Maulwurf das Graben. Der Stillstand, den die Allgenugsamkeit eines bleibenden Genusses herbeiführte, wäre ihm unerträglich. Hindernisse überwinden ist der Vollgenuss seines Daseins.
– Arthur Schopenhauer
Die kleinen Unfälle, die uns stündlich vexieren, kann man betrachten als bestimmt, uns in Übung zu erhalten, damit die Kraft, die großen zu ertragen, im Glück nicht ganz erschlaffe.
– Arthur Schopenhauer