Man wird zuletzt tolerant, denkt man, gegen die Menschen; aber man ist nur gleichgültig.
– Jean Paul
Jean Paul Zitate
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Einem Gelehrten fehlet immer etwas, entweder die Farbe – oder der Atem – oder die peristaltische Bewegung – oder der Magensaft – oder der sogenannte gesunde Verstand.
– Jean Paul
Aber der Mensch dürstet am größten Freudenbecher nach einem größern und zuletzt nach Fässern.
– Jean Paul
In den Augen einer Frau ist ihr Lobredner anfangs ein recht gescheuter Mensch, endlich ein ganz hübscher Mensch.
– Jean Paul
Die Geschichte belehrt fast niemand als die Gelehrten, die sie lehren, selten die Gewaltigen, welche die Geschichte selber regieren und erzeugen helfen.
– Jean Paul
Menschen von einigem Talent (wie Erhard) haben sich so sehr mit den gestickten Gewändern des Jahrhunderts umhangen, so viel Fremdes, was schön ist, umlegt ihr Eignes, das auch schön ist, daß man kaum zum eigentlichen Wesen durchdringen kann. Nehmt ihnen die Zeit ab: wie wenig sind sie von denen verschieden, auf die sie herabsehen! – Es sollte eine Abschälungstheorie geben, um den, der viel von der Zeit geborgt, doch nicht über den zu setzen, der wenig geborgt.
– Jean Paul
Ohne eine Gottheit gibt's für den Menschen weder Zweck, noch Ziel, noch Hoffnung, nur eine zitternde Zukunft, ein ewiges Bangen vor jeder Dunkelheit und überall ein feindliches Chaos unter jedem Kunstgarten des Zufalls.
– Jean Paul
Nicht die Freuden, sondern die Leiden verbergen die Leere des Lebens.
– Jean Paul
Die Schlange wechselt zwar oft die Haut, aber nie die nützlichen Giftzähne.
– Jean Paul
Die verschiedenen Erden und Nebenerden über und um uns sind nur entferntere Weltteile; der Mond ist nur ein kleineres entlegneres Amerika, und der Äther ist das Weltmeer.
– Jean Paul
Wir sind viel zu höflich, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben. Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.
– Jean Paul
Keine Versprechungen werden schwerer und später gehalten als die, bei welchen die Zeit der Erfüllung nicht bestimmt ist. Daher geben viele oft dem Freunde das geborgte Geld nicht zurück.
– Jean Paul
Wäre die Tugend nichts wie Stoizismus: so wäre sie ein bloßes Kind der Vernunft, deren Pflegetochter sie höchstens ist. Der Stoizismus stellt die Tugend so nützlich, so vernünftig dar, daß sie nichts weiter ist als ein Schluß; man hat bei ihr nichts zu überwinden als Irrtümer.
– Jean Paul
Das Beste in einem Menschen ist das, was er selber nicht kennt.
– Jean Paul
Ich bitte jeden, einmal innerlich seine Affekten ganz ausreden zu lassen und sie abzuhören und auszufragen, was sie denn eigentlich wollen: er wird über das Ungeheuere ihrer bisher nur halb gestammelten Wünsche erschrecken.
– Jean Paul
Das Individuelle entscheidet überall. Wie wenig kann jeder vom besten Helden brauchen! – Der Dichter gibt überall nur sittliche Momente, die jeder anwende!
– Jean Paul
Außer der Gesundheit wird durchaus nichts häßlicher verschwendet als ihr Surrogat, die Zeit.
– Jean Paul
Sprache-Lernen ist etwas Höheres als Sprachen-Lernen; und alles Lob, das man den alten Sprachen als Bildungmitteln erteilt, fällt doppelt der Mutter-Sprache anheim, welche noch richtiger die Sprach-Mutter hieße.
– Jean Paul
Der Mensch schenkt am leichtesten nach dem Schenken.
– Jean Paul
Unsre schlimmen Taten bleiben uns mehr im Gedächtnis als unsre guten.
– Jean Paul
Wenn man von gewissen Sekten etc. höret: glaubt man, sie wären unsinnig, so etwas zu glauben. Aber wenn man mit ihnen bekannt wird: findet man wenigstens Zusammenhang in ihren Irrtümern.
– Jean Paul
Wie Deutsche Straßenraub außer Landes für erlaubt hielten, so Mord im Krieg [...]; so überall; Fehler, die man sich nicht gegen seine Familie etc. und Anhänger erlaubt, verstattet man sich gegen Fremde.
– Jean Paul
Der aus dem gemeinen kriechenden Stand Emporgekommene will stolz sein und kann es nicht, und ihm entfährt immer Höflichkeit gegen die alten Gegenstände.
– Jean Paul
Habt ihr recht erzogen: so kennt ihr euer Kind. Nie, nie hat eines je seiner rein- und rechterziehenden Mutter vergessen.
– Jean Paul
Die Republik zeugt und ermordet große Männer; die Monarchie tut das erstere nicht; jene lässet sie große Taten tun und belohnet mit Undank, diese verbeut große Taten.
– Jean Paul
Die Freude fliegt als ein so schönfarbiger, schmeichelnder, nichts verletzender Goldfalter um uns; nur legt und läßt er so oft Eier zu gefräßigen Raupen zurück, welche viel und lange verzehren, bis sie sich wieder entpuppen zu leichten Goldfaltern.
– Jean Paul
Am wichtigsten ist mir das erste Gewitter im Frühjahr und im Ehestand; die andern alle ziehen aus seiner Gegend her.
– Jean Paul
Körperliche Abhärtung ist, da der Körper der Ankerplatz des Mutes ist, schon geistig nötig.
– Jean Paul
Die Theologie gestattet der Vernunft nur Fasten speisen.
– Jean Paul
Wo die Menschen an Verstand übertroffen werden, glauben sie, es sei nur an Wissenschaft.
– Jean Paul