Jean Paul Zitate
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Die Natur ist für den Menschen in ewiger Menschwerdung begriffen, bis sogar auf ihre Gestalt; die Sonne hat für ihn ein Vollgesicht, der halbe Mond ein Halbgesicht, die Sterne doch Augen, alles lebt den Lebendigen; und es gibt im Universum nur Schein-Leichen, nicht Schein-Leben.
– Jean Paul
Unser Lebensweg steht auf beiden Seiten so voll Bäumchen und Ruhebänke, daß ich mich wundere, wenn einer müde wird.
– Jean Paul
Aber der Unendliche schweigt; er hat sich längst seiner Welt erbarmt, aber die Geister wissen nicht wie.
– Jean Paul
Die Ordnung [hat] wie der Geiz keine Grenzen.
– Jean Paul
Nach Ähnlichkeit der schön polierten englischen Einlegmesser gibts auch Einleg-Kriegsschwerter oder – mit andern Worten – Friedensschlüsse.
– Jean Paul
Wer auf den blumigen Höhen der Menschheit doch kein Glück erreicht, der ist, wenn er ohne Gott im Innern ist, hilfloser als der Niedrige, der wenigstens in der Anklage seiner tiefen Stellung die Hoffnung der Verbesserung sucht.
– Jean Paul
Eine schöne Frau soll sich schön ankleiden, eine häßliche reich, so gefallen sie zwei Geschlechtern.
– Jean Paul
Die Untertanen jagen nach keiner Freiheit als der Steuerfreiheit.
– Jean Paul
Die Weiber haben größere Schmerzen als die, worüber sie weinen!
– Jean Paul
Durch den Nachgeschmack des vergangenen und den Vorgeschmack des zukünftigen Leidens überfüllen wir den Kelch des Augenblickes selbst.
– Jean Paul
Je älter ich werde, desto mehr glaub ich, wer äußerlich auf lange unglücklich ist – denn ein Brand, Krieg gehört nicht hieher – der verdient's durch Mangel an Klugheit und Beharrlichkeit.
– Jean Paul
Jeder Freund ist des anderen Sonne. er zieht und er folgt.
– Jean Paul
Die Menschen schieben ihren letzten Willen gern solange hinaus wie ihren bessern.
– Jean Paul
Sprachmaschine ist wegen Menschenähnlichkeit so fürchterlich als Wachsbild.
– Jean Paul
Vor großen Entscheidungen des Verhängnisses ergreift alle Menschen der Aberglaube.
– Jean Paul
Kein großer Philologe hat ein poetisches oder philosophisches Meisterstück geschaffen; man ist nur froh, wenn er seine Sprache halb so gut schreibt, als er die fremde versteht.
– Jean Paul
Heiraten in der Jugend heißt, sich im Sommer einen Ofen mieten; erst im Winter weiß man, ob er heizt oder raucht
– Jean Paul
Die Männer machen sich von großen Männern eben jene romanhaften Vorstellungen als die Mädgen von ihren künftigen Romanhelden.
– Jean Paul
Die Bank am Wege erfreut als Zeichen des Kosmopolitismus.
– Jean Paul
Ein ganz Tugendhafter muß viel Geist oder Feuer haben, um nicht langweilig zu sein.
– Jean Paul
Der meiste Anteil der Menschen an der Menschheit ist der der Kaufleute am Krieg.
– Jean Paul
Kein Autor sollte sich über etwas zu schreiben hinsetzen, dem es nicht unbeschreiblich ärgert, daß er keinen Folioband darüber schreiben kann. Wehe ihm, wenn er einen Gedanken sucht und nicht jede Minute 10 abweiset.
– Jean Paul
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.
– Jean Paul
Die Blumen der Freude im Herbst des Alters geruchlos; des Frühlings in der Jugend vielleicht giftig, die der Mitte recht.
– Jean Paul
Mit manchen Dingen muß man prahlen, um sich ihrer nicht zu schämen.
– Jean Paul
Wer sich keine moralische Stärke zutrauet, büßet sie am Ende wirklich ein.
– Jean Paul
Ein Herz voll Liebe kann alles vergeben, sogar Härte gegen sich, aber nicht Härte gegen andere; denn jene zu verzeihen ist Verdienst, diese aber Mitschuld.
– Jean Paul
Wollen wir uns die Unsterblichkeit wegdenken aus dem Weltplane, so wählte also Gott ein stäubendes Vorüberfliegen von Seelen, deren Zeitlichkeit für ihn gar keine Existenz haben kann [...].
– Jean Paul
Am Throne gibt es fast für niemanden Geheimnisse als für den, der darauf sitzt.
– Jean Paul
Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examen.
– Jean Paul