Man unterlässet zu viel Gutes, weil der Nutzen, und begeht so viel Böses, weil der Schaden zweifelhaft ist.
– Jean Paul
Jean Paul Zitate
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Je mehr man mit einer Empfindung, Bemerkung vertraut ist: desto allegorischer und versteckter drückt man sie aus.
– Jean Paul
Die Schwätzer von lohnendem Bewußtsein guter Taten haben wenig getan – sie hätten sie sonst vergessen –, sie hätten sich sonst erinnert, daß die Gewissensbisse mit der Stärke des Gewissens steigen und daß die besten Menschen sich mehr vorwerfen als die schlimmsten.
– Jean Paul
Friedrich II. hätte vielleicht keinen Fehler gehabt und wäre ein größerer Mann gewesen, wär er kein König gewesen.
– Jean Paul
Mütter, seid Väter! möchte man zurufen, und: Väter, seid Mütter!
– Jean Paul
Und dann veraltet der entblößte Mensch ohne sein zweites Herz – die Jahre setzen um sein bestes Herz.
– Jean Paul
In der Jugend kann man gegen niemanden gleichgültig sein: man haßt oder liebt.
– Jean Paul
Der Mensch nimmt viel leichter, als man glaubt, das Widersprechen und Zurechtweisen auf, nur kein heftiges verträgt er, und wär' es ein gegründetes. Die Herzen sind Blumen: dem leisen fallenden Tau bleiben sie offen, aber vor dem Platzregen verschließen sie sich.
– Jean Paul
Und welche Sekunde ist die wichtigste im ganzen Leben? Gewiß nicht die letzte, wie Theologen sonst sagten, sondern wahrscheinlich die erste, wie Ärzte bewiesen.
– Jean Paul
Wenn euch ein feiner Kopf etwas Alltägliches zu sagen scheint: so glaubt gewiß, daß ihr ihn nicht verstanden und daß er zu fein gewesen.
– Jean Paul
Die Früchte rechter Erziehung der ersten drei Jahre (ein höheres triennium als das akademische) könnt ihr nicht unter dem Säen ernten; – und ihr werdet oft gar nicht begreifen, warum nach so vielem Tun noch so viel zu tun verbleibe; – aber nach einigen Jahren wird euch der hervorkeimende Reichtum überraschen und belohnen; denn die vielfachen Erd-Rinden, die den Keimen-Flor bedeckten, und nicht erdrückten, sind von ihm durchbrochen worden.
– Jean Paul
O wie mir dieses blankgescheuerte Blei der polierten Alltäglichkeit, dieses destillierte Wasser, dieser geschönte Landwein ein Greuel ist!
– Jean Paul
Alle Mittel und Künste der Erziehung werden erst von dem Ideale oder Urbilde derselben bestimmt.
– Jean Paul
Wie Wirtschafter im Nebel am fruchtbarsten zu säen glauben, so fällt ja die erste Aussaat in den ersten und dicksten Nebel des Lebens.
– Jean Paul
Je mehr man Menschen kennt, desto weniger schildert man Individuen.
– Jean Paul
Er lobt mit Vergnügen die Tugenden des andern und rügt mit Vergnügen seine Fehler.
– Jean Paul
Niemand könnte sich verhaßter und langweiliger machen als einer, der in allen Sozietäten Menschen nur lobte.
– Jean Paul
Der stille Egoismus der jetzigen Gefühlsmänner liegt schon darin, daß sie dem Helden Briefe an einen Freund diktieren, gegen den er keine Liebe zeigt und den er nur hat, um eine Adresse für seine Publikums-Briefe zu haben.
– Jean Paul
Die Leute hassen am wenigsten, die ihren Haß in Spott und Laune auslassen.
– Jean Paul
Eine Demokratie ohne ein paar Widersprechkünstler ist undenkbar.
– Jean Paul
Sich eines philosophischen Satzes zu erinnern, braucht man mehr Zeit als eines historischen: jenen schafft man beinahe wieder mit.
– Jean Paul
Das Unmoralische, was man an sich am meisten tadelt, sieht die Welt gar nicht, oder es fällt ihr nicht auf; aber Handlungen, die man vor dem Gewissen auf Kosten des Verstandes verantwortet, trägt die Welt uns als unsittlich nach.
– Jean Paul
Die Misanthropie im Alter ist weniger Haß gegen als Übersättigung mit Menschen.
– Jean Paul
Das ganze Jahrhundert ist ein Wettrennen nach großen Zielen mit kleinen Menschen.
– Jean Paul
Der Uneigennützige hasset Egoisten nicht so sehr als der Egoist.
– Jean Paul
Der Egoist findet nur dann keinen Egoismus, wenn man seinem eignen immerfort dient.
– Jean Paul
Die Weiber lieben den ganzen Tag; den Männern fällt das verdrießlich, sie möchten es gern haben, daß jene gerade zur Stunde mit der Liebe da wären, wo sie sie haben.
– Jean Paul
Eine Frau kann sich keinen festern und reinern Freund erwählen als den Liebhaber einer andern.
– Jean Paul
Mädchen hängen an einem Herzen, Knaben an vielen Köpfen.
– Jean Paul
Hinter dem Menschen arbeitet und geht ein langsamer Strom, der glühend ihn verzehrt und zermalmt, wenn er ihn ergreift; aber der Mensch schreite nur tapfer vorwärts und schaue oft rückwärts, so entkommt er unbeschädigt.
– Jean Paul