Seneca Zitate
- Seite 32 / 34 -
Nur der stark erregte Geist vermag etwas überragend Großes auszusprechen. Blickt er verächtlich herab auf das Gewöhnliche und Alltägliche, und erhebt er sich in begeistertem Aufschwung zu größerer Höhe, dann erst künden seine Lippen Größeres als ein sterblicher Mund. Nichts Erhabenes und auf der Höhe Thronendes kann er erreichen, solange er bei sich selbst ist. Losreißen muss er sich von der nüchternen Gewohnheit, sich aufschwingen und in die Zügel knirschen, den Lenker mit sich fortreißen und ihn dahin bringen, wohin er auf eigene Hand sich nie getraut hätte zu gelangen.
– Seneca
Unter den Lebenden aber werden wir uns nicht Lehrer aussuchen, die ihre Worte hastig hervorsprudeln, Gemeinplätze von sich geben und kleine Zirkel um sich bilden, sondern solche, die durch ihr Leben lehren, die, wenn sie gesagt haben, was man tun soll, auch mit der Tat die Echtheit ihres Wollens beweisen, die lehren, was man meiden soll und niemals bei Handlungen, die sie für verwerflich erklärt haben, zu ertappen sind.
– Seneca
Die Natur hat uns lernwillig erschaffen.
– Seneca
Jedes treffende Wort, mag es kommen von wem es will, gehört auch mir.
– Seneca
Übrigens gibt es nur eine wahrhaft freie Wissenschaft, die, welche frei macht; es ist die der Weisheit, jene erhabene, stärkende, großartige Wissenschaft: alle übrigen sind kleinlich und kindisch. Oder glaubst du, daß etwas Gutes an Dingen sei, deren Lehrer, wie du siehst, die schamlosesten und lasterhaftesten Menschen sind? Solche Dinge sollten wir nicht lernen, sondern gelernt haben.
– Seneca
Wo es sich um Fragen der Menschheit handelt, sind wir nicht in der glücklichen Lage, sagen zu können, dass der Mehrzahl das Bessere gefalle: der Standpunkt der großen Masse lässt gerade den Schluss auf das Schlimmste zu.
– Seneca
Wenn man zum Gipfel gelangt ist, gibt es nur Gleichheit; es gibt keinen Platz mehr fĂĽr Zuwachs, man steht.
– Seneca
Wer sich ständig Gefahren aussetzt, wird sie verachten.
– Seneca
Wenn etwas kleiner ist als das Größte, so ist es darum nicht auch sogleich unansehnlich.
– Seneca
Es ist ein Verschulden, eine Schuld in vollem Umfang zu verfolgen.
– Seneca
Wer den Hass allzu sehr fĂĽrchtet, weiĂź nicht zu herrschen.
– Seneca
Ich hätte es freilich zu nichts bringen können, wenn nicht vorausgegangen wäre, was ich den Eltern zu verdanken habe: allein daraus folgt nicht, daß alles, wozu ich es gebracht habe, geringer sei, als dasjenige, ohne welches ich nichts hätte ausrichten können.
– Seneca
Bei Geschenken walte der gesunde Menschenverstand.
– Seneca
Die Zahl derer ist nicht gering, die sich durch den schmeichlerischen Reiz irgend eines Wortes verleiten lassen etwas zu schreiben, was gar nicht ihrem ursprünglichen Plane entspricht. Das trifft auf dich nicht zu. Alles ist knapp und sachgemäß. Du sagst gerade so viel als du willst und deutest noch mehr an als du sagst. Das deutet auf etwas noch Wertvolleres hin; man ersieht daraus: deine Seele hält sich frei von allem unnötigen Ballast, frei von jedem Dunst.
– Seneca
Es ist menschlicher, ĂĽber das Leben zu lachen, als es zu beklagen.
– Seneca
Keine Sache ist endlich, sondern alle Dinge sind in einem Kreislauf verbunden, fliehen und folgen einander: Den Tag verdrängt die Nacht und die Nacht der Tag, der Sommer geht in den Herbst über, dem Herbst folgt der Winter, der wiederum vom Frühling besiegt wird.
– Seneca
Bisweilen kann man Erhaltenes nicht nur zurĂĽckgeben, sondern auch wegwerfen.
– Seneca
Ich wundere mich oft, wenn ich sehe, daß man andere bittet, uns ihre Zeit zu widmen, und daß die darum Ersuchten sich so überaus gefällig erweisen. Beide lassen sich bestimmen durch die Rücksicht auf das, was die Bitte um Zeit veranlaßte, keiner von beiden durch die Rücksicht auf die Zeit selbst: man bittet um sie, als wäre sie nichts; man gewährt sie, als wäre sie nichts.
– Seneca
Wem vieles frei steht, dem steht es auch frei, sich wenig zu erlauben.
– Seneca
Keine Wohltat ist so vollkommen, dass die Missgunst sie nicht schmähen könnte.
– Seneca
Ein Verbrechen, das Erfolg hat, wird Tugend genannt.
– Seneca
Die Natur entlässt den Rückkehrenden unbekleidet, wie sie ihn unbekleidet empfängt.
– Seneca
Es liegt genauso viel Geistesgröße darin, eine gute Tat anzuerkennen, wie darin, sie zu vollbringen.
– Seneca
Unsere Pläne scheitern, weil sie kein Ziel haben. Wenn ein Mensch nicht weiß, welchen Hafen er ansteuert, ist kein Wind der richtige Wind.
– Seneca
Die Hitzbläschen an anderen spürt ihr aus, ihr, die ihr selbst mit Geschwüren geradezu übersät seid. Das ist gerade, als wollte einer, den grässliche Krätze zum Gerippe macht, sich lustig machen über die kleinen Tüppelchen und Warzen, von denen auch die schönsten Körper nicht frei sind.
– Seneca
Kein Tod ist von größerer oder geringerer Bedeutung: bei allen hat er nämlich dasselbe Maß, das Leben beendet zu haben.
– Seneca
Des Fatums boshaftes und ewiges Gesetz ist es in allen Dingen, daĂź sie, wenn sie den Gipfelpunkt erreicht haben, schneller, als sie aufstiegen, wieder zur Tiefe stĂĽrzen.
– Seneca
Nicht zu leben nämlich ist eine Gabe, sondern gut zu leben.
– Seneca
Ein erfolgreiches und glĂĽckliches Verbrechen wird Tugend genannt.
– Seneca
Wer das Sündigen nicht verbietet, obwohl er es könnte, befiehlt es.
– Seneca