Marie von Ebner-Eschenbach Zitate
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Kein Tag vergeht mir so rasch, hinterlässt mir eine so angenehme Erinnerung wie einer, an dem ich weder einen Besuch zu machen noch zu empfangen brauche. Kein Abend scheint mir besser angewendet als der, den ich in meiner Kaminecke verträume, allein mit meinen Gedanken und mit meiner Strickerei.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Die Menschen, bei denen Verstand und Gemüt sich die Waage halten, gelangen spät zur Reife.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Dem Hungrigen ist leichter geholfen als dem Übersättigten.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Wie theuer du eine schöne Illusion auch bezahltest, du hast doch einen guten Handel gemacht.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Was ist das fĂĽr ein armes Leben, das nicht reich an Leiden war!
– Marie von Ebner-Eschenbach
Jeder Dichter und alle ehrlichen Dilettanten schreiben mit ihrem Herzblute, aber wie diese FlĂĽssigkeit beschaffen ist, darauf kommt es an.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Nichts wird oft so unwiederbringlich versäumt wie eine Gelegenheit.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Wenn man nicht aufhören will, die Menschen zu lieben, muß man nicht aufhören, ihnen Gutes zu tun.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Einen Gedanken verfolgen – wie bezeichnend dies Wort! Wir eilen ihm nach, erhaschen ihn, er entwindet sich uns, und die Jagd beginnt von neuem. Der Sieg bleibt zuletzt dem Stärkeren. Ist es der Gedanke, dann läßt er uns nicht ruhen, immer wieder taucht er auf – neckend, quälend, unserer Ohnmacht, ihn zu fassen, spottend. Gelingt es aber der Kraft unseres Geistes, ihn zu bewältigen, dann folgt dem heißen Ringkampf ein beseligendes, unwiderstehliches Bündnis auf Leben und Tod, und die Kinder, die ihm entspringen, erobern die Welt.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Wir entschuldigen nichts so leicht als Torheiten, die uns zuliebe begangen wurden.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Der sich gar zu leicht bereit findet, seine Fehler einzusehen, ist selten der Besserung fähig.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Das ist das Ärgste, im Alter leiden um einer Jugendtorheit willen.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Die Konsequenzen unserer guten Handlungen verfolgen uns unerbittlich, und sind oft schwerer zu tragen als die der bösen.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Wenn wir aufhören, lebhaft zu hoffen, fangen wir an, uns lebhaft zu erinnern.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Auch der ungewöhnlichste Mensch ist gehalten, seine ganz gewöhnliche Schuldigkeit zu tun.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Wir können es nicht lassen zu fragen, und das arme »Warum?« kommt hervorgekrochen, wandert hin und her, pflanzt sich auf da und dort. Ob von schüchterner, ob von kecker Art, ob es verweilt, sich vertieft oder nur flüchtig vorüberhuscht, ob es mit Flüchen empfangen wurde oder mit lauten Jubelrufen – am Ende gleitet es immer unbefriedigt und beschämt in sein Nebelreich zurück.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Die Liebe hat nicht nur Rechte. Sie hat auch immer Recht.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Vertrauensselig – ein schönes Wort. Vertrauen macht selig den, der es hat, und den, der es einflößt.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Etwas Talent ist immer vorhanden, ohne Talent macht man gar nichts, nicht einmal etwas Miserables.
– Marie von Ebner-Eschenbach
»Du bist erbärmlich, du bist nichts«, sprach der Gedanke zum Einfall. Dieser erwiderte: »Ich möchte wissen, ob du dich irgendwo einfinden kannst, wo ich nicht früher gewesen bin.«
– Marie von Ebner-Eschenbach
Vom Arzte und vom Lehrer wird verlangt, daß er Wunder tue, und tut er sie – wundert sich niemand.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Der von der HeerstraĂźe nicht weggekommen ist, sollte sich nichts darauf zugute tun, daĂź er sich nie verirrt hat.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Alle Enttäuschungen sind gering im Vergleich zu denen, die wir an uns selbst erleben.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Es gibt nichts Böses, freilich auch kaum etwas Gutes, das nicht schon aus Eitelkeit getan worden wäre.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Die boshaften Mächte, die über dem Menschendasein walten, geben entweder den Durst oder die Labe, das Schwert oder die Faust, die es führen könnte; sie geben jenem den Wunsch, diesem die Erfüllung, und wo ich äußere Uebereinstimmung sehe, weiß ich auch: hier ist innerer Zwiespalt.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Am unbarmherzigsten im Urteil über fremde Kunstleistungen sind die Frauen mittelmäßiger Künstler.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins.
– Marie von Ebner-Eschenbach
In früheren Zeiten konnte einer ruhig vor seinem vollen Teller sitzen und sich’s schmecken lassen, ohne sich darum zu kümmern, dass der Teller seines Nachbarn leer war. Das geht jetzt nicht mehr, außer bei den geistig völlig Blinden. Allen übrigen wird der leere Teller des Nachbarn den Appetit verderben.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Je weiter unsere Erkenntnis Gottes dringt, je weiter weicht Gott vor uns zurĂĽck.
– Marie von Ebner-Eschenbach
Und ich habe mich so gefreut! sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut – ist das nichts?
– Marie von Ebner-Eschenbach