Ich könnte heute noch im Walde wie ein Knabe spielen: Aus Steinen und Holzstücken Häuser bauen, mit dürren Zweiglein Straßen abstecken und Haine bilden, einen Felsblock zum Range eines Alpengipfels erheben und einem Hirschkäfer und seiner Frau die Herrschaft über das alles verleihen. Und dieses kleine Reich würde mich glücklicher machen und meine Phantasie umständlicher erregen und beschäftigen – als ein noch so großes der Wirklichkeit.
– Christian Morgenstern
Christian Morgenstern Zitate
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Was tut die Blume wohl mit Gott? Sie läßt sich Gott gefallen. In der Blume, als Blume träumt er seinen schönsten Traum, da widerstrebt ihm nichts.
– Christian Morgenstern
Groß betrachtet ist alles Gespräch nur – Selbstgespräch.
– Christian Morgenstern
Nichts macht das Leben ärmer als vieles anfangen und nichts vollenden.
– Christian Morgenstern
O meine Hand, du seltsames Geschöpf, du warst mir immerdar ein Angelhaken der Meditation. Wenn ich in deine Schale blicke, meine ich ein Geistgebilde zu schauen.
– Christian Morgenstern
Es ist merkwürdig, daß ein mittelmäßiger Mensch oft vollkommen recht haben kann, – und doch nichts damit durchsetzt.
– Christian Morgenstern
Wenn ich aber tot sein werde, so tut mir die Liebe und kratzt nicht alles hervor, was ich je gesagt, geschrieben oder getan. Glaubet nicht, daß in der Breite meines Lebens das liegt, was euch wahrhaft dienlich sein kann. Ißt man denn an einem Apfel auch alles mit: die Kerne, das Kerngehäuse, die Schale, den Stengel? Also lernt auch mich essen und schlingt mich nicht hinunter mit alledem, was nun zwar zu mir gehört und gehörte, aber von dem ich selbst so wenig wissen will, wie ihr davon sollt wissen wollen. Laßt mein allzuvergänglich Teil ruhen und zerfallen: Dann erst liebt ihr mich wirklich, habt ihr mich wirklich verstanden.
– Christian Morgenstern
Es ist bitter, sich sagen zu müssen, daß man zwischen 35 und 45 zu erledigen hat, was man zwischen 45 und 60 hätte sollen erledigen können.
– Christian Morgenstern
Unter bĂĽrgerlich verstehe ich das, worin sich der Mensch bisher geborgen gefĂĽhlt hat. BĂĽrgerlich ist vor allem unsere Sprache: Sie zu entbĂĽrgerlichen die vornehmste Aufgabe der Zukunft.
– Christian Morgenstern
Es gibt nichts, das ich Mir nicht vergeben könnte, und nichts, das ich nicht überwinden möchte.
– Christian Morgenstern
Mein einziges Gebet ist das um Vertiefung. Durch sie allein kann ich wieder zu Gott gelangen. Vertiefung! Vertiefung!
– Christian Morgenstern
Wenn einer heute in zehn Büchern dargetan, daß der Mensch nichts wissen könne über Gott und die Welt, dann nennt er sich, dann nennt ihn seine Mitwelt einen ›Wissenden‹ und erbringt damit den Beweis, daß man zehn Bücher schreiben und zehn Bücher lesen und doch noch nicht so weit sein kann, sich folgerichtig auszudrücken.
– Christian Morgenstern
Wir Deutsche leiden alle an der Hypochondrie der ›Verpflichtungen‹. Sie macht unsere Stärke und unsere Schwäche.
– Christian Morgenstern
Jeder kann von Christus etwas fortnehmen. Verstehen aber wird ihn alle fünfzig Jahre – vielleicht – Einer.
– Christian Morgenstern
Humor ist äußerste Freiheit des Geistes. Wahrer Humor ist immer souverän.
– Christian Morgenstern
Der Mann mit Luftballons: Ideale! Kauft Ideale!
– Christian Morgenstern
Ich weiĂź, warum ich mich verbeiĂźe ins bunte SchĂĽrzentuch der Welt, [...] denn sieh: Ich glaube nichts von allen den Geisterwelten, die du nennst.
– Christian Morgenstern
Die Anzahl der geistigen Foltermittel, die wir heute noch unter- wie gegeneinander bewußt oder unbewußt anwenden, ist groß. Eines davon ist das Fragen. Es gibt Menschen, die so wenig wie möglich gefragt sein wollen; wohlverstanden: nach Unwesentlichem. Und Gegenstücke dazu: Menschen, die fast keine andere Interpunktion kennen, als das Fragezeichen.
– Christian Morgenstern
In Christus ist zum ersten Mal auf der Erde Gott selbst sich zum Bewußtsein gekommen. In Christus erkannte Gott als Mensch zum ersten Mal sich selbst. Seitdem sind fast zweitausend Jahre vergangen. Aber freilich: ›Tausend Jahre sind vor Ihm wie ein Tag.‹
– Christian Morgenstern