Für jeden Menschen, sagt Goethe, kommt der Zeitpunkt, von dem an er wieder ›ruiniert‹ werden muß. So auch: für jede Kulturperiode.
– Christian Morgenstern
Gefällt 2 mal
- Seite 7 / 21 -
Für jeden Menschen, sagt Goethe, kommt der Zeitpunkt, von dem an er wieder ›ruiniert‹ werden muß. So auch: für jede Kulturperiode.
– Christian Morgenstern
Ihr meĂźt jedem sein MaĂź Liebe zu: dem dreiviertel, dem zwei Viertel, dem ein Viertel, dem nichts. Davon verstehe ich nichts. Ich kann nicht messen und meine Seele ist immer da am eifrigsten, wo ich sehe, daĂź Eure sich spart und sperrt.
– Christian Morgenstern
Den Wolken wird vielleicht einstmals eine besondere Verehrung gezollt werden; als der einzigen sichtbaren Schranke, die den Menschen vom unendlichen Raum trennt, als der gnädige Vorhang vor der offenen vierten Wand unserer Erdenbühne.
– Christian Morgenstern
Die schlimmste Folge demokratischer Anschauungsweise ist, daß nun auch die Worte alle ›gleich‹ gewertet werden.
– Christian Morgenstern
Die Psychologie befaßt sich mit den einzelnen Wellen des Baches. Aber hat ein Bach je aus – Wellen bestanden?
– Christian Morgenstern
Als ob Kunst nicht auch Natur wäre und Natur Kunst!
– Christian Morgenstern
Ich kann mit fertigen Menschen nichts anfangen.
– Christian Morgenstern
Glück? Sollst du Glück haben? Wünsche ich dir auch nur eine Spur von Glück – wenn sie nicht deinen Wert erhöhte? Wert wünsche ich dir.
– Christian Morgenstern
Vergangenheit wie Zukunft sind nur Formen der Gegenwart.
– Christian Morgenstern
Die hohen Tannen sprechen: Wir sind nicht traurig und nicht fröhlich, wir sind fest.
– Christian Morgenstern
Dieser Norden! Da wacht man in der verheißendsten Stimmung auf. Griesgrämig, grau, teilnahmslos ruhen die großen Augen der Fenster auf dir, als wollten sie sagen: wozu regst du dich so auf? was willst du mit deinen törichten Idealen? Alles ist eitel.
– Christian Morgenstern
Besuche machen immer Freude – wenn nicht beim Kommen, so doch beim Gehen.
– Christian Morgenstern
Vor einem Kirchhof: Die abgelegten Kleider Gottes.
– Christian Morgenstern
DaĂź er so wenig weiĂź und kann: Das ist es, was den Edlen schmerzt, indes der eitle Dutzendmann zu jedem Urteil sich beherzt.
– Christian Morgenstern
Manche Leute müssen über ihre Dummheit durchaus öffentlich quittieren.
– Christian Morgenstern
Alle Geheimnisse liegen in vollkommener Offenheit vor uns. Nur wir stufen uns gegen sie ab, vom Stein bis zum Seher. Es gibt kein Geheimnis an sich, es gibt nur Uneingeweihte aller Grade.
– Christian Morgenstern
Wenn das Individuum – wie Hebbel sagt – letzten Endes komisch ist – und es ist komisch –, so ist die Tragödie die höchste Form der Komödie.
– Christian Morgenstern
Der Tag ist abgegriffen, laĂźt uns in den Morgen zurĂĽcksteigen.
– Christian Morgenstern
Der Mensch rennt an die Mauer an, aber der Geist geht durch die Mauer hindurch.
– Christian Morgenstern
Die Sonne grĂĽbelt nicht, warum sie scheine. Sie scheint. Ihr Leben, KĂĽnstler, sei das Deine.
– Christian Morgenstern
Es gibt nur einen Fortschritt, nämlich den in der Liebe; aber er führt in die Seligkeit Gottes selber hinein.
– Christian Morgenstern
A. Was, was ist's, was den Menschen vom Christus trennt; sagen Sie mir das, können Sie mir das sagen? B. Ja, das kann ich. Der Philister in ihm.
– Christian Morgenstern
Gott schauen ist Tod, das wußten alle Völker. Gott erraten ist Leben.
– Christian Morgenstern
Die Fliegen, diese Spatzen unter den Insekten.
– Christian Morgenstern
Wie ist jede – aber auch jede – Sprache schön, wenn in ihr nicht nur geschwätzt, sondern gesagt wird.
– Christian Morgenstern
Geben und Nehmen, ein Gesetz aller Entwickelung.
– Christian Morgenstern
Wir sind alle Besessene, man muß das Wort nur wörtlich genug verstehen. Aber zugleich können wir auch Mehrer dieses uralten Besitzstandes sein, den wir ›unsern Geist‹ nennen, zugleich auch Besitzergreifende.
– Christian Morgenstern
Manche Menschen machen sich vor andern so klein wie möglich, um – größer als diese zu bleiben.
– Christian Morgenstern
Mit allem GroĂźen ist es wie mit dem Sturm. Der Schwache verflucht ihn mit jedem Atemzug, der Starke stellt sich mit Lust dahin, wo's am heftigsten weht.
– Christian Morgenstern
Was du denkst und sagst, ist vor allem Ausdruck. Der sogenannte eigentliche Sinn des Gesagten ist nicht sein einziger Sinn.
– Christian Morgenstern