Der Mensch denkt, aber der Nebenmensch lenkt. Er denkt nicht einmal so viel, daß er sich denken könnte, daß ein anderer denken könnte.
– Karl Kraus
Karl Kraus Zitate
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Wenn ich die Verlorenheit der Welt an ihren Symptomen beweise, so kommt immer ein Verlorener, der mir sagt: Ja, aber was können die Symptome dafür? Die müssen doch und tun's selbst nicht gern! – Ach, ich tu's auch nicht gern und muß doch.
– Karl Kraus
Sozial wird der Mensch, weil er sich selbst im andern sucht.
– Karl Kraus
Der Ernst des Lebens ist das Spielzeug der Erwachsenen. Nur, daß er sich mit den sinnvollen Dingen, die eine Kinderstube füllen, nicht vergleichen läßt.
– Karl Kraus
»Bleiben Sie denn unbewegt vor den vielen, die jetzt sterben?« »Ich beweine die Überlebenden und ihrer sind mehr.«
– Karl Kraus
Wenn Lieben nur zum Zeugen dient, dient Lernen nur zum Lehren. Das ist die zweifache teleologische Rechtfertigung für das Dasein der Professoren.
– Karl Kraus
Wäre Wissen eine Angelegenheit des Geistes, wie wär's möglich, daß es durch so viele Hohlräume geht, um, ohne eine Spur seines Aufenthaltes zurückzulassen, in so viele andere Hohlräume überzugehen?
– Karl Kraus
Wo wir starren, zwinkert die Moral.
– Karl Kraus
Die wahre Metaphysik beruht in dem Glauben, daß einmal Ruhe wird. Der Gedanke an eine Auferstehung der Fleischer widersteht ihr.
– Karl Kraus
Nichts hat sich geändert, höchstens, daß man es nicht sagen darf.
– Karl Kraus
Die Impotenz möchte durch ihre Bitte um Bescheidenheit die Leistung verhindern.
– Karl Kraus
Friseurgespräche sind der unwiderlegliche Beweis dafür, daß die Köpfe der Haare wegen da sind.
– Karl Kraus
Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.
– Karl Kraus
An der schönen Herrin sprangen ihre Hunde empor wie seine Gedanken und legten sich ihr zu Füßen wie seine Wünsche.
– Karl Kraus
Das Übel gedeiht nie besser, als wenn ein Ideal davorsteht.
– Karl Kraus
Im weiten Reich der Melodienlosigkeit ist es schwer, als Plagiator erkannt zu werden.
– Karl Kraus
Den Vorzug der Frau, immer erhören zu können, hat ihr die Natur durch den Nachteil des Mannes verrammelt.
– Karl Kraus
Fechten und Keulenschwingen sind trügerische Entfettungskuren. Sie schaffen Hunger und Durst. Was den meisten Menschen abgeht und was ihnen unfehlbar helfen könnte, ist die Möglichkeit, geistige Bewegung zu machen.
– Karl Kraus
Die Welt will, daß man ihr verantwortlich sei, nicht sich.
– Karl Kraus
Dieser Autor ist so tief, daß ich als Leser lange gebraucht habe, um ihm auf die Oberfläche zu kommen.
– Karl Kraus
Die Satire ist fern aller Feindseligkeit und bedeutet ein Wohlwollen für eine ideale Gesamtheit, zu der sie nicht gegen, aber durch die realen Einzelnen durchdringt.
– Karl Kraus
Wer wird denn einen Irrtum verstoßen, den man zur Welt gebracht hat, und ihn durch eine adoptierte Wahrheit ersetzen?
– Karl Kraus
In der Liebe ist jener der Hausherr, der dem andern den Vortritt läßt.
– Karl Kraus
Einem, den das Leben mit Tücken verfolgen mußte, weil es ihm nicht gewachsen war, machten sie einen Vorwurf aus ihrer Gemeinheit.
– Karl Kraus
Talent ist oft ein Charakterdefekt.
– Karl Kraus
Verschiedentlich hat man den Eindruck, daß manche Ärzte des Fachgebietes Psychiatrie schon durch ihr Aussehen dem psychiatrischen Patienten eine gewisse »Gesprächsangst« nehmen wollen.
– Karl Kraus
Qual des Lebens – Lust des Denkens.
– Karl Kraus
Weil beim Mann auf Genuß Verdruß folgen muß, muß folgen, daß beim Weib auf Treue Reue folgt.
– Karl Kraus
Der Journalismus ist ein Terminhandel, bei dem das Getreide auch in der Idee nicht vorhanden ist, aber effektives Stroh gedroschen wird.
– Karl Kraus
Der sexuelle Mann sagt: Wenn's nur ein Weib ist! Der erotische sagt: Wenn's doch ein Weib wäre!
– Karl Kraus