Dem Bürger muß einmal gesagt worden sein, daß es der Staat mit der Weisung »Rechts vorfahren, links ausweichen« auf seine Freiheit abgesehen habe.
– Karl Kraus
Gefällt 4 mal
- Seite 4 / 21 -
Dem Bürger muß einmal gesagt worden sein, daß es der Staat mit der Weisung »Rechts vorfahren, links ausweichen« auf seine Freiheit abgesehen habe.
– Karl Kraus
An vieles, was ich erst erlebe, kann ich mich schon erinnern.
– Karl Kraus
Euer Bewußtes dürfte mit meinem Unbewußten nicht viel anfangen können. Aber auf mein Unbewußtes vertraue ich blind, es wird mit eurem Bewußten schon fertig.
– Karl Kraus
Wie zuckt und zögert, wie dreht sich die Moral in der Wendung: »Ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb«.
– Karl Kraus
In Berlin geht man auf Papiermaché, in Wien beißt man auf Granit.
– Karl Kraus
Sollte »Schlachtbank« nicht vielmehr von der Verbindung der Schlacht mit der Bank herkommen?
– Karl Kraus
Dem Gesunden genügt das Weib. Dem Erotiker genügt der Strumpf, um zum Weib zu kommen. Dem Kranken genügt der Strumpf.
– Karl Kraus
Passende Wüste für Fata Morgana gesucht.
– Karl Kraus
Die Weiber haben wenigstens Toiletten. Aber womit decken die Männer ihre Leere?
– Karl Kraus
Eine der verbreitetsten Krankheiten ist die Diagnose.
– Karl Kraus
Einen Aphorismus kann man in keine Schreibmaschine diktieren. Es würde zu lange dauern.
– Karl Kraus
Schmerzlichstes Abbild der Zivilisation: ein Löwe, der die Gefangenschaft gewohnt war und, der Wildnis zurückgegeben, dort auf und ab geht wie vor Gitterstäben.
– Karl Kraus
Der Politiker steckt im Leben, unbekannt wo. Der Ästhet flieht aus dem Leben, unbekannt wohin.
– Karl Kraus
Die Furcht vor der Presse ist bei Schauspielern kein Laster, sondern eine Eigenschaft.
– Karl Kraus
Die intellektuelle Presse macht dem Schwachsinn des Philisters Mut und erhebt die Plattheit zum Ideale: so sind die Folgen meiner Tätigkeit unabsehbar.
– Karl Kraus
Nicht grüßen genügt nicht. Man grüßt auch Leute nicht, die man nicht kennt.
– Karl Kraus
Aufregen kann ich sie alle. Jeden einzelnen zu beruhigen, geht über meine Kraft.
– Karl Kraus
Größenwahn ist nicht, daß man sich für mehr hält als man ist, sondern für das, was man ist.
– Karl Kraus
Das Übel gedeiht nie besser, als wenn ein Ideal davorsteht.
– Karl Kraus
Veränderung Wie ich das Aussehn unsrer Themis finde? Mir scheint, als ob sie sich verändert hätt'. Sie hat vor den Augen keine Binde, doch vor der Stirn ein Brett.
– Karl Kraus
Wäre der Inhalt meiner Glossen Polemik, so müßte mich der Glaube, die Menge der Kleinen dezimieren zu können, ins Irrenhaus bringen.
– Karl Kraus
Ein Plagiator sollte den Autor hundertmal abschreiben müssen.
– Karl Kraus
Die Mystiker übersehen manchmal, daß Gott Alles ist, nur kein Mystiker.
– Karl Kraus
Der Klerikalismus ist das Bekenntnis, daß der andere nicht religiös sei.
– Karl Kraus
Eine Moral, welche aus der Gelegenheit ein Geheimnis gemacht hat, hat auch aus dem Geheimnis eine Gelegenheit gemacht.
– Karl Kraus
Enthaltsamkeit rächt sich immer. Bei dem einen erzeugt sie Pusteln, beim andern Sexualgesetze.
– Karl Kraus
Der Witz umarmt die Wirklichkeit, und der Wahnsinn springt auf die Welt.
– Karl Kraus
Es gibt eine Zuständigkeit der Gedanken, die sich um ihren jeweiligen Aufenthalt wenig kümmert.
– Karl Kraus
In der Liebe kommt es nur darauf an, daß man nicht dümmer erscheint, als man gemacht wird.
– Karl Kraus
Die Sprache Mit heißem Herzen und Hirne naht' ich ihr Nacht für Nacht. Sie war eine dreiste Dirne, die ich zur Jungfrau gemacht.
– Karl Kraus