Nicht grüßen genügt nicht. Man grüßt auch Leute nicht, die man nicht kennt.
– Karl Kraus
Karl Kraus Zitate
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Heinrich Heine hat der deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert, daß heute alle Kommis an ihren Brüsten fingern können.
– Karl Kraus
Die Kriegsursache? Daß sie in Berlin auf Marmor gepißt haben.
– Karl Kraus
Die Mittelmäßigkeit revoltiert gegen die Zweckmäßigkeit.
– Karl Kraus
Wir leben in einer Gesellschaft, die Monogamie mit Einheirat übersetzt.
– Karl Kraus
Ich bin so frei, alles Glück der Koterien mir selbst zu bereiten.
– Karl Kraus
Mit Leuten, die das Wort »effektiv« gebrauchen, verkehre ich in der Tat nicht.
– Karl Kraus
Aber die Sprache des Kampfes steht in einem naturhaften Zusammenhang mit der Wahrheit, und ich spreche es mit der höchsten Achtung vor einer mißbrauchten Menschlichkeit aus, daß sie, wo sie einmal frei ausströmen darf, einer fehlerlosen Sprache fähig ist.
– Karl Kraus
Mit den Rechnerinnen der Liebe kommt man schwer zum Resultat. Sie fürchten entweder, daß eins und eins null gibt, oder hoffen, daß es drei geben wird.
– Karl Kraus
Dieser Autor ist so tief, daß ich als Leser lange gebraucht habe, um ihm auf die Oberfläche zu kommen.
– Karl Kraus
Das erotische Vergnügen ist ein Hindernisrennen.
– Karl Kraus
Auch ein anständiger Mensch kann, vorausgesetzt, daß es nie herauskommt, sich heutzutage einen geachteten Namen schaffen.
– Karl Kraus
Der gesunde Menschenverstand sagt, daß er mit einem Künstler bis zu einem bestimmten Punkt »noch mitgeht«. Der Künstler sollte auch bis dorthin die Begleitung ablehnen.
– Karl Kraus
Im weiten Reich der Melodienlosigkeit ist es schwer, als Plagiator erkannt zu werden.
– Karl Kraus
Eine umfassende Bildung ist eine gut dotierte Apotheke; aber es besteht keine Sicherheit, daß nicht für Schnupfen Zyankali gereicht wird.
– Karl Kraus
Der Kommis sagt, ich sei eitel. In der Tat, meine Unsicherheit macht mich eitler als den Kommis seine Position.
– Karl Kraus
In Berlin geht man auf Papiermaché, in Wien beißt man auf Granit.
– Karl Kraus
Als ich las, wie ein Nachahmer das Original pries, war es mir, als ob eine Qualle ans Land gekommen wäre, um sich über den Aufenthalt im Ozean günstig zu äußern.
– Karl Kraus
Nahrung ist eindrucksfähiger als Bildung, ein Magen bildsamer als ein Kopf.
– Karl Kraus
»Es wird weiter gedroschen.« Nein, so grausam sind wir nicht. Immer noch mehr Phrasen als Menschen!
– Karl Kraus
Wo wir starren, zwinkert die Moral.
– Karl Kraus
Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.
– Karl Kraus
Der Politiker steckt im Leben, unbekannt wo. Der Ästhet flieht aus dem Leben, unbekannt wohin.
– Karl Kraus
Das Übel gedeiht nie besser, als wenn ein Ideal davorsteht.
– Karl Kraus
Mein Wunsch, man möge meine Sachen zweimal lesen, hat große Erbitterung erregt. Mit Unrecht; der Wunsch ist bescheiden. Ich verlange ja nicht, daß man sie einmal liest.
– Karl Kraus
Das Talent flattert schwerpunktlos in der Welt und gibt dem Haß des Philisters gegen das Genie süße Nahrung.
– Karl Kraus
Die männliche Überlegenheit im Liebeshandel ist ein armseliger Vorteil, durch den man nichts gewinnt und nur der weiblichen Natur Gewalt antut. Man sollte sich von jeder Frau in die Geheimnisse des Geschlechtslebens einführen lassen.
– Karl Kraus
Der Ästhet ist der rechte Realpolitiker im Reich der Schönheit.
– Karl Kraus
Das größte Lokalereignis, das in allen Städten gleichzeitig und unaufhörlich sich begibt, wird am wenigsten beachtet: der Einbruch des Kommis in das Geistesleben.
– Karl Kraus
Die Häßlichkeit der Jetztzeit hat rückwirkende Kraft.
– Karl Kraus