Der Unterschied zwischen der alten und der neuen Seelenkunde ist der, daß die alte über jede Abweichung von der Norm sittlich entrüstet war und die neue der Minderwertigkeit zu einem Standesbewußtsein verholfen hat.
– Karl Kraus
Karl Kraus Zitate
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Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens.
– Karl Kraus
Der Ästhet verhält sich zur Schönheit wie der Pornograph zur Liebe und wie der Politiker zum Leben.
– Karl Kraus
Ein Gourmet sagte mir: was die Crême der Gesellschaft anlange, so sei ihm der Abschaum der Menschheit lieber.
– Karl Kraus
Auch das Gesicht des Arztes muß eine unleserliche Schrift sein, nicht nur sein Rezept.
– Karl Kraus
Wie närrisch gar, zu sagen, daß man, um sich von der Pest zu befreien, die Beule konfiszieren soll.
– Karl Kraus
Das Vorurteil ist ein unentbehrlicher Hausknecht, der lästige Eindrücke von der Schwelle weist. Nur darf man sich von seinem Hausknecht nicht selber hinauswerfen lassen.
– Karl Kraus
Ein Hausknecht bei Nestroy wird mit der Last des Lebens fertig und wirft die Langweile zur Tür hinaus. Er ist handfester als ein Professor der Philosophie.
– Karl Kraus
Christlicher Umlaut Seit die Lust aus der Welt entschwand und die Last ihr beschieden, Lebt sie am Tag mit der Last, flieht sie des Nachts zu der List.
– Karl Kraus
Gute Ansichten sind wertlos. Es kommt darauf an, wer sie hat.
– Karl Kraus
Ich mag mich drehen und wenden, wie ich will, überall zeigt mir das Leben seine Verluste, da es entweder das Malerische dem Nützlichen oder das Nützliche dem Malerischen aufgeopfert hat.
– Karl Kraus
Was die Lehrer verdauen, das essen die Schüler.
– Karl Kraus
Wir waren kompliziert genug, die Maschine zu bauen, und wir sind zu primitiv, uns von ihr bedienen zu lassen. Wir treiben Weltverkehr auf schmalspurigen Gehirnbahnen.
– Karl Kraus
Er hatte so eine Art sich in den Hintergrund zu drängen, daß es allgemein Ärgernis erregte.
– Karl Kraus
Künstler haben das Recht, bescheiden, und die Pflicht, eitel zu sein.
– Karl Kraus
Zu meinen Glossen ist ein Kommentar notwendig. Sonst sind zu zu leicht verständlich.
– Karl Kraus
In der Welt ist immer die Lust, ein Herz zu kränken, weil eine Tasche beleidigt war.
– Karl Kraus
Die christliche Moral hat es am liebsten, daß die Trauer der Wollust vorangeht und diese ihr dann nicht folgt.
– Karl Kraus
Schein hat mehr Buchstaben als Sein.
– Karl Kraus
In der Nacht sind alle Kühe schwarz, auch die blonden.
– Karl Kraus
Nichts ist dem Kommis teurer als sein Ehrenwort. Aber bei Abnahme einer größeren Partie wird Rabatt gewährt.
– Karl Kraus
»Geh'ns, seins net fad!« sagt der Wiener zu jedem, der sich in seiner Gesellschaft langweilt.
– Karl Kraus
Die Frau braucht in Freud und Leid, außen und innen, in jeder Lage, den Spiegel.
– Karl Kraus
Es ist die äußerste Undankbarkeit, wenn die Wurst das Schwein ein Schwein nennt.
– Karl Kraus
Herr, vergib ihnen, denn sie wissen, was sie tun!
– Karl Kraus
Kunst ist etwas, was so klar ist, daß es niemand versteht.
– Karl Kraus
Der Unterschied zwischen den Psychiatern und den anderen Geistesgestörten, das ist etwa das Verhältnis von konvexer und konkaver Narrheit.
– Karl Kraus
Aufregen kann ich sie alle. Jeden einzelnen zu beruhigen, geht über meine Kraft.
– Karl Kraus
Der Philosoph denkt aus der Ewigkeit in den Tag, der Dichter aus dem Tag in die Ewigkeit.
– Karl Kraus
Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein, das heißt müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Lüge, müde der Dummheit, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos. War man je zu all dem frisch und munter? … Kriegsmüde hat man immer zu sein, das heißt nicht nachdem, sondern ehe man den Krieg begonnen hat.
– Karl Kraus