Mit dem Dieb ist auch der Eigentümer entlarvt. Er selbst war durch einen Dietrich ins Haus gekommen und ließ die Tür offen.
– Karl Kraus
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Mit dem Dieb ist auch der Eigentümer entlarvt. Er selbst war durch einen Dietrich ins Haus gekommen und ließ die Tür offen.
– Karl Kraus
Das ist kein rechtes Lumen, das dem Verstande nicht zum Irrlicht wird.
– Karl Kraus
Der Philister hält es mit Recht für einen Mangel, wenn man »von sich eingenommen« ist.
– Karl Kraus
Wenn einer für universell gebildet gilt, hat er vielleicht noch eine große Chance im Leben: daß er es am Ende doch nicht ist.
– Karl Kraus
Als die christliche Nacht hereinbrach und die Menschheit auf Zehen zu der Liebe schleichen mußte, da begann sie sich dessen zu schämen, was sie tat.
– Karl Kraus
Der Scharfsinn der Polizei ist die Gabe, alle Menschen eines Diebstahls für fähig zu halten, und das Glück, daß sich die Unschuld mancher nicht erweisen läßt.
– Karl Kraus
Wenn ein Gedanke in zwei Formen leben kann, so hat er es nicht so gut wie zwei Gedanken, die in einer Form leben.
– Karl Kraus
Ein Witzbold: Kopfjucken ist keine Gehirntätigkeit.
– Karl Kraus
Der Bürger duldet nichts Unverständliches im Haus.
– Karl Kraus
Nichts ist billiger als sittliche Entrüstung.
– Karl Kraus
Ich schlafe nie nachmittags. Außer, wenn ich vormittags in einem österreichischen Amt zu tun hatte.
– Karl Kraus
Die Unsterblichkeit ist das einzige, was keinen Aufschub verträgt.
– Karl Kraus
Das Feigenblatt des Neides ist sittliche Entrüstung.
– Karl Kraus
Die Sitte verlangt, daß ein Lustmörder den Mord zugebe, aber nicht die Lust.
– Karl Kraus
Die Frau braucht in Freud und Leid, außen und innen, in jeder Lage, den Spiegel.
– Karl Kraus
Daß Manneskraft schwindet, ist ein verdrießlicher Zustand. Wehe aber, wenn das Weib an ihm schöpferisch wird!
– Karl Kraus
Christlicher Umlaut Seit die Lust aus der Welt entschwand und die Last ihr beschieden, Lebt sie am Tag mit der Last, flieht sie des Nachts zu der List.
– Karl Kraus
Als ich las, wie ein Nachahmer das Original pries, war es mir, als ob eine Qualle ans Land gekommen wäre, um sich über den Aufenthalt im Ozean günstig zu äußern.
– Karl Kraus
Eine gewisse Psychoanalyse ist die Beschäftigung geiler Rationalisten, die alles in der Welt auf sexuelle Ursachen zurückführen mit Ausnahme ihrer Beschäftigung.
– Karl Kraus
Heinrich Heine hat der deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert, daß heute alle Kommis an ihren Brüsten fingern können.
– Karl Kraus
Das Hauptwort ist der Kopf, das Zeitwort ist der Fuß, das Beiwort sind die Hände. Die Journalisten schreiben mit den Händen.
– Karl Kraus
Der Maler hat es mit dem Anstreicher gemeinsam, daß er sich die Hände schmutzig macht. Eben dies unterscheidet den Schriftsteller vom Journalisten.
– Karl Kraus
Es gibt Menschen, die es zeitlebens einem Bettler nachtragen, daß sie ihm nichts gegeben haben.
– Karl Kraus
Der Ästhet verhält sich zur Schönheit wie der Pornograph zur Liebe und wie der Politiker zum Leben.
– Karl Kraus
Den Leuten ein X für ein U vormachen – wo ist die Zeitung, die diesen Druckfehler zugibt?
– Karl Kraus
Tugend und Laster sind verwandt wie Kohle und Diamant.
– Karl Kraus
Eigene Gedanken müssen nicht immer neu sein. Aber wer einen neuen Gedanken hat, kann ihn leicht von einem andern haben.
– Karl Kraus
Sozialpolitik ist der verzweifelte Entschluß, an einem Krebskranken eine Hühneraugenoperation vorzunehmen.
– Karl Kraus
Schwarz auf weiß: so hat man jetzt die Lüge.
– Karl Kraus
Wo man Fremdwörter vermeiden kann, soll man’s bekanntlich tun. Da hört man immer von »Psychoanalytikern«. Als ich einmal einen auch zu sehen bekam, fiel mir sofort die glückliche Verdeutschung »Seelenschlieferl« ein.
– Karl Kraus