Er hatte so eine Art sich in den Hintergrund zu drängen, daß es allgemein Ärgernis erregte.
– Karl Kraus
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Er hatte so eine Art sich in den Hintergrund zu drängen, daß es allgemein Ärgernis erregte.
– Karl Kraus
Menschen, Menschen san mer alle – ist keine Entschuldigung, sondern eine Anmaßung.
– Karl Kraus
Meine Leser glauben, daß ich für den Tag schreibe, weil ich aus dem Tag schreibe. So muß ich warten, bis meine Sachen veraltet sind. Dann werden sie möglicherweise Aktualität erlangen.
– Karl Kraus
Nicht alles, was totgeschwiegen wird, lebt.
– Karl Kraus
Kein Zweifel, der Hund ist treu. Aber sollen wir uns deshalb ein Beispiel an ihm nehmen? Er ist doch dem Menschen treu und nicht dem Hund.
– Karl Kraus
Nichts da, ich bin kein Raunzer; mein Haß gegen diese Stadt ist nicht verirrte Liebe, sondern ich habe eine völlig neue Art gefunden, sie unerträglich zu finden.
– Karl Kraus
Um Verwechslungen vorzubeugen, unterscheidet der Wiener: »ißt« und »is«.
– Karl Kraus
Der gesunde Menschenverstand sagt, daß er mit einem Künstler bis zu einem bestimmten Punkt »noch mitgeht«. Der Künstler sollte auch bis dorthin die Begleitung ablehnen.
– Karl Kraus
Ein Gourmet sagte mir: was die Crême der Gesellschaft anlange, so sei ihm der Abschaum der Menschheit lieber.
– Karl Kraus
Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll: Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwasserleitung. Gemütlich bin ich selbst.
– Karl Kraus
Die neuen Seelenforscher sagen, daß alles und jedes auf geschlechtliche Ursachen zurückzuführen sei. Zum Beispiel könnte man ihre Methode als Beichtvater-Erotik erklären.
– Karl Kraus
Wie einer lügt, kann manchmal wertvoller sein als daß ein anderer die Wahrheit sagt.
– Karl Kraus
Die Kultur endet, indem die Barbaren aus ihr ausbrechen.
– Karl Kraus
Die Entwicklung der Technik ist bei der Wehrlosigkeit vor der Technik angelangt.
– Karl Kraus
Er hatte eine Art »Zahlen!« zu rufen, daß es der Kellner für eine Forderung hielt und erst recht nicht kam.
– Karl Kraus
Vervielfältigung ist insofern ein Fortschritt, als sie die Verbreitung des Einfältigen ermöglicht.
– Karl Kraus
Es wäre mehr Unschuld in der Welt, wenn die Menschen für all das verantwortlich wären, wofür sie nicht können.
– Karl Kraus
Als zum erstenmal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrieen auf im Schmerz: Wir haben verdient! Laßt uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!
– Karl Kraus
Da das Halten wilder Tiere gesetzlich verboten ist, und die Haustiere mir kein Vergnügen machen, so bleibe ich lieber unverheiratet.
– Karl Kraus
Die Wissenschaft überbrückt nicht die Abgründe des Denkens, sie steht bloß als Warnungstafel davor. Die Zuwiderhandelnden haben es sich selbst zuzuschreiben.
– Karl Kraus
Der Erotiker wird der Frau jeden gönnen, dem er sie nicht gönnt.
– Karl Kraus
Der Fortschritt macht Portemonnaies aus Menschenhaut.
– Karl Kraus
Welch sonderbarer Aufzug! Sie geht hinter ihm, wie eine Leiche hinter einem Leidtragenden.
– Karl Kraus
Das Weib läßt sich keinen Beschützer gefallen, der nicht zugleich eine Gefahr ist.
– Karl Kraus
Das erotische Vergnügen ist ein Hindernisrennen.
– Karl Kraus
Mancher Literat hat die Entschuldigung, daß er unter dem unwiderstehlichen Zwang einer Schreibmaschine handelt. Man glaubt zu diktieren und es wird einem diktiert.
– Karl Kraus
Den Weg zurück ins Kinderland möchte ich, nach reiflicher Überlegung, doch lieber mit Jean Paul als mit S. Freud machen.
– Karl Kraus
Ein Dichter, der liest: ein Anblick, wie ein Kellner, der ißt.
– Karl Kraus
Der Ästhet ist der rechte Realpolitiker im Reich der Schönheit.
– Karl Kraus
Das Vorurteil ist ein unentbehrlicher Hausknecht, der lästige Eindrücke von der Schwelle weist. Nur darf man sich von seinem Hausknecht nicht selber hinauswerfen lassen.
– Karl Kraus