Ich habe, Gott sei Dank, oft übers Ziel und selten neben das Ziel geschossen.
– Karl Kraus
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Ich habe, Gott sei Dank, oft übers Ziel und selten neben das Ziel geschossen.
– Karl Kraus
Eine gewisse Psychoanalyse ist die Beschäftigung geiler Rationalisten, die alles in der Welt auf sexuelle Ursachen zurückführen mit Ausnahme ihrer Beschäftigung.
– Karl Kraus
Weil beim Mann auf Genuß Verdruß folgen muß, muß folgen, daß beim Weib auf Treue Reue folgt.
– Karl Kraus
Krank sind die meisten. Aber nur wenige wissen, daß sie sich etwas darauf einbilden können. Das sind die Psychoanalytiker.
– Karl Kraus
Gedanken sind zollfrei. Aber man hat doch Scherereien.
– Karl Kraus
Den Mangel, daß das Genie einer Familie entstammt, kann es nur dadurch wettmachen, daß es keine hinterläßt.
– Karl Kraus
Als man dieser schnarchenden Gegenwart zurief, daß einer zehn Jahre nicht geschlafen habe, legte sie sich aufs andere Ohr.
– Karl Kraus
Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.
– Karl Kraus
Den Leuten ein X für ein U vormachen – wo ist die Zeitung, die diesen Druckfehler zugibt?
– Karl Kraus
Das Hauptwort ist der Kopf, das Zeitwort ist der Fuß, das Beiwort sind die Hände. Die Journalisten schreiben mit den Händen.
– Karl Kraus
Die Unsterblichkeit ist das einzige, was keinen Aufschub verträgt.
– Karl Kraus
Der Maler hat es mit dem Anstreicher gemeinsam, daß er sich die Hände schmutzig macht. Eben dies unterscheidet den Schriftsteller vom Journalisten.
– Karl Kraus
Die Phrase ist manchmal doch einer gewissen Plastik fähig. Von einem Buch, das als Reiselektüre empfohlen wurde, hieß es: »Und wer das Buch zu lesen beginnt, liest es in einem Zuge durch«.
– Karl Kraus
Die Moral ist ein Einbruchswerkzeug, welches den Vorzug hat, daß es nie am Tatort zurückgelassen wird.
– Karl Kraus
Bei gleicher Geistlosigkeit kommt es auf den Unterschied der Körperfülle an. Ein Dummkopf sollte nicht zu viel Raum einnehmen.
– Karl Kraus
Bestimmung führt die Frau dem ersten zu. Zufall dem besten. Wahl dem ersten besten.
– Karl Kraus
Künstler haben das Recht, bescheiden, und die Pflicht, eitel zu sein.
– Karl Kraus
Wo ehedem erhöhter Kunstgenuß das erwünschte Zerstreuungswerk besorgte, reicht heute der nächstbeste Klatsch und eine einfache Verstärkung des theatralischen Nachrichtendienstes aus, um einen Leser über die Weltlage zu beruhigen.
– Karl Kraus
Das eben ist der Unterschied der Geschlechter: die Männer fallen nicht immer auf einen kleinen Mund herein, aber die Weiber immer auf eine große Nase.
– Karl Kraus
Der Wiener erkannte, daß der Wagentürlaufmacher zwecklos sei. Da erfand er Klinken, mit denen man nicht öffnen kann.
– Karl Kraus
Die wahre Beziehung der Geschlechter ist es, wenn der Mann bekennt: Ich habe keinen andern Gedanken als dich und darum immer neue!
– Karl Kraus
Manche Talente bewahren ihre Frühreife bis ins späte Alter.
– Karl Kraus
Einen Aphorismus kann man in keine Schreibmaschine diktieren. Es würde zu lange dauern.
– Karl Kraus
Die Menschheit wirtschaftet drauf los; sie braucht ihr geistiges Kapital für ihre Erfindungen auf und behält nichts für deren Betrieb.
– Karl Kraus
Was doch die soziale Sitte vermag! Nur ein Spinnweb liegt über dem Vulkan, aber er hält sich zurück.
– Karl Kraus
Gott nahm vom Weib die Rippe, baute aus ihr den Mann, blies ihm den lebendigen Odem aus und machte aus ihm einen Erdenkloß.
– Karl Kraus
Es gibt Wahrheiten, durch deren Entdeckung man beweisen kann, daß man keinen Geist hat.
– Karl Kraus
Selbstbespiegelung ist erlaubt, wenn das Selbst schön ist. Sie erwächst zur Pflicht, wenn der Spiegel gut ist.
– Karl Kraus
Fluch dem Gesetz! Die meisten meiner Mitmenschen sind traurige Folgen einer unterlassenen Fruchtabtreibung.
– Karl Kraus
Die schlecht verdrängte Sexualität hat manchen Haushalt verwirrt; die gut verdrängte aber die Weltordnung.
– Karl Kraus