Gotthold Ephraim Lessing Zitate
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Der vollständige Inbegriff der natürlichen Religion, zu der jeder Mensch verbunden ist, besteht darin, daß man einen Gott erkennt, sich die würdigsten Begriffe von ihm zu machen sucht und auf diese Begriffe bei allen Gedanken und Handlungen Rücksicht nimmt.
– Gotthold Ephraim Lessing
So viel kann ich Sie versichern, daß ich mitten im Glück in einem anhaltenden Entsagen lebe, und täglich bei aller Mühe und Arbeit sehe, daß nicht mein Wille, sondern der Wille einer höhern Macht geschieht, deren Gedanken nicht meine Gedanken sind.
– Gotthold Ephraim Lessing
Der gute Schriftsteller, wenn er nicht bloß schreibt seinen Witz, seine Gelehrsamkeit zu zeigen, hat immer die Erleuchtetsten und Besten seiner Zeit und seines Landes im Auge. Selbst der dramatische, wenn er sich zum Pöbel herabläßt, tut dies nur, um ihn zu erleuchten und zu bessern; nicht aber ihn in seinen Vorurteilen, ihn in seiner unedlen Denkungsart zu bestärken.
– Gotthold Ephraim Lessing
Ich kann hundert Dinge mein Eigentum nennen, in so fern ich von ihnen dartun kann, daß sie ohne mich entweder gar nicht, oder doch nicht solcher Gestalt vorhanden sein würden; aber folgt daraus, daß ich sie deswegen ausschließungsweise zu nutzen befugt bin?
– Gotthold Ephraim Lessing
Wer aus den Büchern nichts mehr lernt, als was in den Büchern steht, der hat die Bücher nicht halb genutzt. Wen die Bücher nicht fähig machen, daß er auch das verstehen und beurteilen lernt, was sie nicht enthalten; wessen Verstand die Bücher nicht überhaupt schärfen und aufklären, der wäre schwerlich viel schlimmer dran, wenn er auch gar keine Bücher gelesen hätte.
– Gotthold Ephraim Lessing
Wenn an das Gute, Das ich zu tun vermeine, gar zu nah Was gar zu Schlimmes grenzt: so tu ich lieber Das Gute nicht.
– Gotthold Ephraim Lessing
Junge Bekanntschaft ist warm.
– Gotthold Ephraim Lessing
Und Kinder brauchen Liebe, Wärs eines wilden Tieres Lieb' auch nur, In solchen Jahren mehr, als Christentum.
– Gotthold Ephraim Lessing
Die blinde Henne Eine blind gewordene Henne, die des Scharrens gewohnt war, hörte auch blind noch nicht auf, fleißig zu scharren. Was half es der arbeitsamen Närrin? Eine andre sehende Henne, welche ihre zarten Füße schonte, wich nie von ihrer Seite, und genoss, ohne zu scharren, die Frucht des Scharrens. Denn so oft die blinde Henne ein Korn aufgescharrt hatte, fraß es die sehende weg.
– Gotthold Ephraim Lessing
Wer mit Wortgrübelei sein Nachdenken nicht anfängt, der kommt, wenig gesagt, nie damit zu Ende.
– Gotthold Ephraim Lessing
Fehler schließen Vorsatz und Tücke aus; und daher müssen alle Fehler Allen zu verzeihen sein.
– Gotthold Ephraim Lessing
Mit Absicht handeln ist das, was den Menschen über geringere Geschöpfe erhebt; mit Absicht dichten, mit Absicht nachahmen, ist das, was das Genie von den kleinen Künstlern unterscheidet, die nur dichten um zu dichten, die nur nachahmen um nachzuahmen […].
– Gotthold Ephraim Lessing
[Es] häuft der bleiche Geiz das Geld zur eignen Plage, Und atmet kaum vor Hunger mehr.
– Gotthold Ephraim Lessing
Die Musen verlangen Einsamkeit, und nichts verjagt sie eher, als der Tumult.
– Gotthold Ephraim Lessing
Wohltaten hören auf, Wohltaten zu sein, wenn man sucht, sich für sie bezahlt zu machen.
– Gotthold Ephraim Lessing
Der Affe und der Fuchs Nenne mir ein so geschicktes Tier, dem ich nicht nachahmen könnte! so prahlte der Affe gegen den Fuchs. Der Fuchs aber erwiderte: Und du nenne mir ein so geringschätziges Tier, dem es einfallen könnte, dir nachzuahmen. Schriftsteller meines Volkes! – Muß ich mich noch deutlicher erklären?
– Gotthold Ephraim Lessing
Man muss nicht reicher scheinen wollen, als man ist.
– Gotthold Ephraim Lessing
Falk: Ordnung muß also doch auch ohne Regierung bestehen können. Ernst: Wenn jedes einzelne sich selbst zu regieren weiß: warum nicht?
– Gotthold Ephraim Lessing
Wieviel leichter ist, andächtig zu schwärmen als gut zu handeln.
– Gotthold Ephraim Lessing
Ich weiß, daß das Gedächtnis noch einmal so gut ist, wenn ihm das Herz ein wenig nachhilft.
– Gotthold Ephraim Lessing
Es ist nicht wahr, dass die kürzeste Linie immer die gerade ist
– Gotthold Ephraim Lessing
Die Natur rüstete das weibliche Geschlecht zur Liebe, nicht zu Gewaltseligkeiten aus; es soll Zärtlichkeit, nicht Furcht erwecken; nur seine Reize sollen es mächtig machen; nur durch Liebkosungen soll es herrschen und soll nicht mehr beherrschen wollen, als es genießen kann. […] Einer zärtlichen, eifersüchtigen Frau will ich noch alles vergeben; sie ist das, was sie sein soll, nur zu heftig. Aber gegen eine Frau, die aus kaltem Stolze, aus überlegtem Ehrgeize Freveltaten verübet, empört sich das ganze Herz; und alle Kunst des Dichters kann sie uns nicht interessant machen.
– Gotthold Ephraim Lessing
Doch kommen wir denn nicht auch öfters in Gesellschaften in welchen wir aushalten müssen, und in welchen uns die Zeit eben so unerträglich langweilig wird, als auf dem Krankenlager?
– Gotthold Ephraim Lessing
Es hat Weltweise gegeben, welche das Leben für eine Strafe hielten, aber den Tod für eine Strafe zu halten, das konnte ohne Offenbarung in keines Menschen Gedanken kommen, der nur seine Vernunft brauchte.
– Gotthold Ephraim Lessing
Ein Mann, der Unwahrheit unter entgegengesetzter Überzeugung in guter Absicht ebenso scharfsinnig als bescheiden durchzusetzen sucht, ist unendlich mehr wert als ein Mann, der die beste, edelste Wahrheit aus Vorurteil, mit Verschreiung seiner Gegner, auf alltägliche Weise verteidigt.
– Gotthold Ephraim Lessing
Die Ähnlichkeit liegt öfters nur in einem einzigen Zuge; die übrigen alle haben unter sich nichts gleiches, als daß sie mit dem ähnlichen Zuge, in dem einen sowohl als in dem andern harmonieren.
– Gotthold Ephraim Lessing
Das gegründetste Vorurteil wieget auf der Waage der Gerechtigkeit soviel als nichts.
– Gotthold Ephraim Lessing
Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm mit Demut in seine Linke und sagte: "Vater gib! die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!"
– Gotthold Ephraim Lessing
Nachahmung dieser Ode Jüngling, lebst du nicht in Freuden, Jüngling, o, so haß' ich dich! Alter, lebst du nicht in Freuden, Alter, o so haß' ich dich! Jüngling, trauerst du in Jahren, Wo die Pflicht sich freuen heißt? – Schäme dich! so frisch an Haaren, Jüngling, und so schwach an Geist!
– Gotthold Ephraim Lessing
Ich weiß, daß das Aufknöpfen einer Bluse einer jener furchtbaren Augenblicke ist, der der Einbildungskraft freies Spiel läßt, dann aber das Erwartete mit dem Gesehenen konfrontiert.
– Gotthold Ephraim Lessing