Friedrich Hebbel Zitate
- Seite 21 / 30 -
Wir träumten von einander und sind davon erwacht, Wir leben, um uns zu lieben, und sinken zurück in die Nacht. Du tratest aus meinem Traume, aus deinem trat ich hervor, Wir sterben, wenn sich eines im andern ganz verlor. Auf einer Lilie zittern zwei Tropfen, rein und rund, Zerfließen in eins und rollen hinab in des Kelches Grund.
– Friedrich Hebbel
Die Weihe der Nacht Nächtliche Stille! Heilige Fülle, Wie von göttlichem Segen schwer, Säuselt aus ewiger Ferne daher. Was da lebte, Was auf engem Kreise Auf in's Weit'ste strebte, Sanft und leise Sank es in sich selbst zurück Und quillt auf in unbewußtem Glück. Und von allen Sternen nieder Strömt ein wunderbarer Segen, Daß die müden Kräfte wieder Sich in neuer Frische regen, Und aus seinen Finsternissen Tritt der Herr, so weit er kann, Und die Fäden, die zerrissen, Knüpft er alle wieder an.
– Friedrich Hebbel
Wie kann ein Gut des Lebens so viel sein, als das Leben selbst, welches alle Güter einschließt?
– Friedrich Hebbel
Ich glaube, eine Weltordnung, die der Mensch begriffe, würde ihm unerträglicher sein, als diese, die er nicht begreift. Das Geheimnis ist seine eigentliche Lebensquelle, mit seinen Augen will er etwas sehen, aber nicht alles; sieht er alles, so meint er, er sieht nichts.
– Friedrich Hebbel
Die Jungfrau O süßes, süßes Jungfraunbild! In Engelfrieden hingegossen! Noch Kind, und doch so göttlich angeschlossen! Demüthig, sicher, stolz und mild! O Jungfraunbild, dich mögt' ich nicht – Es wär' mir, wie ein Raub – umfangen, Ich mögte vor dir niederknie'n und hangen An deinem Himmelsangesicht. Dann läg' ich stumm in heil'ger Scheu, Du aber würdest fromm erglühen, Und still und kindlich bei mir niederknieen Und sinnen, wo die Heil'ge sei.
– Friedrich Hebbel
Die Naturwissenschaft gibt den besten Maßstab für die Fortschritte der Menschheit ab: nur, soweit sie die Natur kennt, kennt sie sich selbst.
– Friedrich Hebbel
Meisenglück Aus dem goldnen Morgenqualm Sich herniederschwingend, Hüpft die Meise auf den Halm, Aber noch nicht singend. Doch der Halm ist viel zu schwach, Um nicht bald zu knicken, Und nur, wenn sie flattert, mag Sie sich hier erquicken. Ihre Flügel braucht sie nun Flink und unverdrossen, Und indes die Füßchen ruhn, Wird ein Korn genossen. Einen kühlen Tropfen Tau Schlürft sie noch daneben, Um mit Jubel dann ins Blau Wieder aufzuschweben.
– Friedrich Hebbel
Dies Volk ist verächtlich, wenn es auszieht mit Spießen und Schwertern, die Waffen sind eitel Spielwerk in seiner Hand, das sein eigener Gott zerbricht, denn er will nicht, daß es kämpfen und sich mit Blut beflecken soll, er allein will seine Feinde vernichten; aber furchtbar ist dies Volk, wenn es sich demütigt vor seinem Gott, wie er es verlangt.
– Friedrich Hebbel
Auf eine Unbekannte Die Dämmerung war längst herein gebrochen, Ich hatt' dich nie geseh'n, du tratst heran, Da hat dein Mund manch mildes Wort gesprochen In heil'gem Ernst, der dir mein Herz gewann. Still, wie du nahtest, hast du dich erhoben Und sanft uns Allen gute Nacht gesagt, Dein Bild war tief von Finsterniß umwoben, Nach deinem Namen hab' ich nicht gefragt. Nun wird mein Auge nimmer dich erkennen, Wenn du auch einst vorüber gehst an mir, Und hör' ich dich von fremder Lippe nennen, So sagt dein Name selbst mir Nichts von dir. Und dennoch wirst du ewig in mir leben, Gleichwie ein Ton lebt in der stillen Luft, Und kann ich Form dir und Gestalt nicht geben, So reißt auch keine Form dich in die Gruft. Das Leben hat geheimnißvolle Stunden, D'rin thut, selbst herrschend, die Natur sich kund; Da bluten wir und fühlen keine Wunden, Da freu'n wir uns und freu'n uns ohne Grund. Vielleicht wird dann zu flüchtigstem Vereine Verwandtes dem Verwandten nah' gerückt, Vielleicht, ich schaudre, jauchze oder weine, Ist's dein Empfinden, welches mich durchzückt!
– Friedrich Hebbel
Leben Seele, die du, unergründlich Tief versenkt, dich ätherwärts Schwingen möchtest und allstündlich Dich gehemmt wähnst durch den Schmerz – An den Taucher, an den stillen, Denke, der in finstrer See Fischt nach eines Höhern Willen: Nur vom Atmen kommt sein Weh. Ist die Perle erst gefunden In der öden Wellengruft, Wird er schnell emporgewunden, Daß ihn heilen Licht und Luft; Was sich lange ihm verhehlte, Wird ihm dann auf einmal klar: Daß, was ihn im Abgrund quälte, Eben nur sein Leben war.
– Friedrich Hebbel
Auf einen Menschenfeind Wie? Die Menschheit willst du, der Wichte wegen, verachten? Bist du denn selbst auch ein Wicht? Oder nicht selbst auch ein Mensch?
– Friedrich Hebbel
Zuweilen mein' ich, eine reine weibliche Natur könne mich retten.
– Friedrich Hebbel
Nur, weil es Edelsteine gibt und Gold, Gibt's Räuber.
– Friedrich Hebbel
Winterreise Wie durch so manchen Ort Bin ich nun schon gekommen, Und hab' aus keinem fort Ein freundlich Bild genommen. Man prüft am fremden Gast Den Mantel und den Kragen, Mit Blicken, welche fast Die Liebe untersagen. Der Gruß trägt so die Spur Gleichgültig-off'ner Kälte, Daß ich ihn ungern nur Mit meinem Dank vergelte. Und weil sie in der Brust Mir nicht die Flamme nähren, So muß sie ohne Lust Sich in sich selbst verzehren. Da ruf' ich aus mit Schmerz, Indem ich fürbaß wand're: Man hat nur dann ein Herz, Wenn man es hat für and're.
– Friedrich Hebbel
Was will man mit dem alten Rom. Selbst seine Gesetze waren Verbrechen.
– Friedrich Hebbel
Alles Vortreffliche bereichert die Zukunft, ist aber auch ein Raub an ihr, denn nie ist ein gleiches möglich.
– Friedrich Hebbel
Wenn ich zwei Flügel hätt' Schnitt ich sie ab!
– Friedrich Hebbel
Ich werde nie zum Frühling sagen: verzeihen Sie, Sie haben dort ein welkes Blatt, oder zum Herbst: nehmen Sie es ja nicht übel, dieser Apfel ist nur zur Hälfte rot!
– Friedrich Hebbel
Ein Kind ist für die Eltern die natürliche Ablenkung von der Eigenliebe.
– Friedrich Hebbel
Man hat nur dann ein Herz, wenn man es für andere hat.
– Friedrich Hebbel
Denn ihr alle wißt, Wie schwer ich mich entschloß, die Last der Krone Zu übernehmen, die nur den nicht drückt, Dem's an Verstand gebricht, um sie zu fühlen, Und an Gewissen, ihr genug zu tun.
– Friedrich Hebbel
Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.
– Friedrich Hebbel
Warum haben die Menschen gegen die Verbindung mit einem Mädchen, das ein anderer schon bis in die tiefste Seele hinein besaß, so wenig Abneigung und warum wird diese Abneigung gleich so groß, wenn der Körper mit ins Spiel gekommen ist?
– Friedrich Hebbel
Die Offenbarung Gottes in der Bibel folgt nicht einmal aus christlichen Begriffen. Wenn er sich offenbaren wollte, so hätte er vermöge seiner Liebe, die es ihm nicht erlaubte, die Menschen irrezuführen, und vermöge seiner Allmacht, die es ihm möglich machte, ein Buch liefern müssen, welches über alle Mißdeutung erhaben war und von jedem, wie er selbst, erfaßt werden konnte.
– Friedrich Hebbel
Das Publikum muß hingenommen werden, wie jedes andre Element.
– Friedrich Hebbel
Die Pinselstriche sehen, statt des Gemäldes.
– Friedrich Hebbel
Willst du wissen: was ist das Leben, so frage dich: was ist der Tod?
– Friedrich Hebbel
Mit Blitzen kann man die Welt erleuchten, aber keinen Ofen heizen.
– Friedrich Hebbel
Schlafen, Schlafen, nichts, als Schlafen! Kein Erwachen, keinen Traum! Jener Wehen, die mich trafen, Leisestes Erinnern kaum, Daß ich, wenn des Lebens Fülle Nieder klingt in meine Ruh', Nur noch tiefer mich verhülle, Fester zu die Augen tu'!
– Friedrich Hebbel
Menschen, worin Gottes Odem sitzt, wie in einem aufgeblasenen Darm.
– Friedrich Hebbel