Das Volk kennt nur die offne Tafel der Fürsten, aber nicht ihre einsame Unverdaulichkeit; und nur ihre öffentlichen Freuden, nicht ihre geheimen Schmerzen.
Staat, Volk Zitate
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Nur unser Herz ist eigentlich unsre eigne Geschichte; die Begebenheiten teilen wir mit Stadt und Land.
Die Völker und die einzelnen Menschen sind nur am besten, wenn sie am frohesten sind, und verdienen den Himmel, wenn sie ihn genießen.
In phantasiereichen Menschen liegen, wie in heißen Ländern oder auf hohen Bergen, alle Extreme enger aneinander.
Worauf gründen denn die höhern Stände ihr Vorrecht an alle Wahrheiten, die dem Volk entstehen? Etwan, weil sie schon die Vorkenntnisse haben, die sie vor dem Mißbrauche neuer Wahrheit bewahren? Nun so gebe man dem Volke die Vorkenntnisse. Oder darum, weil sie regieren und nicht gehorchen dürfen? Unmöglich kann Aufklärung den Gehorsam gegen nützliche und gerechte Befehle aufheben: aber wohl gegen ungerechte. Sie sagen, sie können nicht regieren, wenn das Volk aufgeklärt würde, und sie regieren bloß, damit es es wird. Freilich gehorcht das mündige Kind dem Vater nicht mehr, sondern seinem eignen Verstand, den eben der Gehorsam dazu bildete.
Erziehung und Unterricht treiben aus uns schöne Keime, als sollten wir zu Griechen erwachsen; später nimmt uns statt des Gärtners der Braumeister, der Staat, in Empfang.
Weiber sind rein menschlicher, weil der Staat ihnen keine einseitige Bildung aufdringt.
Ein Staat ist leichter zu regieren als ein Mensch.
Habt Mitleiden mit der Armut, aber noch hundertmal mehr mit der Verarmung! Nur jene, nicht diese macht Völker und Individuen besser.
Das Volk wird ungeduldig, es will nicht mehr auf die versprochenen Mahlzeiten im Jenseits warten.
Bedauernswertes Volk, dessen Jugend dem Rückschritt huldigt!
Nur Prätendenten zeigen, wie sehr man ein Volk lieben kann.
Die ihrem Lande verderblichsten Staatsmänner sind die Füchse ohne Schlauheit.
Auch zivilisierte Völker tätowieren sich – mit ehrlichen Mienen.
Wenn der Staat fromm wird, will er sündigen.
In der Grausamkeit standen alle Völker sofort auf der höchsten Stufe der Entwicklung.
Der bequemste Patriotismus bleibt – auf seine Nation stolz zu sein.
Während des Denkens darf man weder einer Nation, noch einer Konfession angehören.
Es gibt Völker, die sich gegenseitig dulden – sogar lieben! ... aber Religionen...?
In der Schule sind die Kinder ein unbarmherziges Volk. Einzeln sind sie die reinen Engel, zusammen aber sind sie erbarmungslos.
Jedes Volk hat seinen eigenen Begriff von Gut und Böse.
Er war was man in allen Ländern zwischen dem Rhein und der Donau eine gute Haut nennt.
In einem Lande, wo den Leuten, wenn sie verliebt sind, die Augen im Dunkeln leuchteten, brauchte man des Abends keine Laternen.
So wie die Völker sich bessern, bessern sich auch ihre Götter.
Der Patriotismus, Vaterlands-Liebe, ist das Kriegs-Genie der Nationen. Nationen, die ohne Patriotismus streiten, sind Mechaniker, zugestutzte, abgerichtete Krieger ohne das eigentliche Genie.
Eine Nation, die allen gefallen will, verdient von allen verachtet zu werden.
Es kommt nicht darauf an, ob die Sonne in eines Monarchen Staaten nicht untergeht, wie sich Spanien ehedem rühmte; sondern was sie während ihres Laufes in diesen Staaten zu sehen bekommt.
Ist es nicht sonderbar, daß eine wörtliche Übersetzung fast immer eine schlechte ist? und doch läßt sich alles gut übersetzen. Man sieht hieraus, wie viel es sagen will, eine Sprache ganz verstehen; es heißt, das Volk ganz kennen, das sie spricht.
Um eine fremde Sprache recht gut sprechen zu lernen, und wirklich in Gesellschaft zu sprechen mit dem eigentlichen Akzent des Volks, muß man nicht allein Gedächtnis und Ohr haben, sondern auch in gewissem Grad ein kleiner Geck sein.
Übrigens ist es allerdings merkwürdig, daß in Deutschland, wo Witz vielleicht seltner ist, als unter irgend einer schreibenden Nation, Jedermann über zu viel Witz schreit.