Christopher Hitchens – Provokateur und intellektueller Freidenker

  • brit-am Autor, Journalist, Kolumnist
  • 13.04.1949 - 15.12.2011
  • Epoche: Digitale Ära
  • Portsmouth, England
Christopher Hitchens

Biografie Christopher Hitchens

Christopher Hitchens war ein britisch-amerikanischer Autor, Journalist und Literaturkritiker, der durch seine scharfsinnigen Analysen, seinen unverblümten Stil und seine intellektuelle Unnachgiebigkeit bekannt wurde. Er war ein prominenter Kritiker von Religion und ein leidenschaftlicher Verteidiger der Aufklärung, dessen Werk sowohl Bewunderung als auch Kontroversen auslöste. Hitchens war ein brillanter Rhetoriker und ein bedeutender öffentlicher Intellektueller, dessen Schriften und Reden bis heute nachhallen.

Frühes Leben

Christopher Eric Hitchens wurde am 13. April 1949 in Portsmouth, England, geboren. Sein Vater, Eric Hitchens, war Offizier bei der Royal Navy, während seine Mutter, Yvonne Hitchens, Hausfrau war. Hitchens wuchs in einer typisch britischen Mittelschichtsfamilie auf, die durch die konservativen Werte der Nachkriegszeit geprägt war. Seine Mutter legte großen Wert auf Bildung und ermutigte Christopher und seinen jüngeren Bruder Peter, sich intellektuell zu entfalten.

Hitchens besuchte die Leys School in Cambridge, wo er sich erstmals als brillanter Schüler mit einem tiefen Interesse für Literatur und Geschichte auszeichnete. Anschließend studierte er Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften am Balliol College in Oxford. In dieser Zeit begann Hitchens, sich politisch zu engagieren und entwickelte eine Leidenschaft für die linke Politik, die seine frühen Schriften und seine Karriere stark beeinflussen sollte.

Frühe Karriere und politisches Engagement

Nach seinem Abschluss an der Universität Oxford begann Hitchens seine Karriere als Journalist und Schriftsteller. Er arbeitete zunächst für linke Publikationen wie den New Statesman, wo er sich schnell einen Namen als scharfsinniger Kommentator machte. In den 1970er und 1980er Jahren reiste er häufig in Konfliktgebiete, darunter Zypern, Nordirland und den Nahen Osten, um über die politischen und sozialen Entwicklungen zu berichten. Seine Berichte waren oft unkonventionell und herausfordernd, da er sich nie scheute, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Während dieser Zeit entwickelte Hitchens eine enge Beziehung zu einigen der führenden Intellektuellen der Linken, darunter George Orwell und Karl Marx. Er bewunderte besonders Orwell für dessen kompromisslose Haltung gegenüber Totalitarismus und dessen Engagement für die Wahrheit, Werte, die Hitchens in seiner eigenen Arbeit zu verkörpern suchte.

Umzug in die USA und Wandel der politischen Ansichten

In den frühen 1980er Jahren zog Hitchens in die Vereinigten Staaten, wo er für verschiedene angesehene Publikationen wie The Nation, Vanity Fair und The Atlantic schrieb. In den USA wurde Hitchens zu einem prominenten öffentlichen Intellektuellen, dessen Meinung zu Themen wie Außenpolitik, Literatur und Religion gefragt war.

In den 1990er Jahren begann sich Hitchens' politische Haltung zu verändern. Er distanzierte sich zunehmend von der traditionellen Linken, insbesondere aufgrund seiner Kritik am Multikulturalismus und an der nachgiebigen Haltung vieler Linker gegenüber Diktatoren wie Saddam Hussein. Der Wendepunkt kam nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als Hitchens die US-Interventionen im Irak und in Afghanistan unterstützte. Dieser Wandel machte ihn zu einer kontroversen Figur, die sowohl von ehemaligen Verbündeten kritisiert als auch von neuen Anhängern gefeiert wurde.

Kritik an Religion und "God Is Not Great"

Ein zentraler Aspekt von Hitchens' späterer Karriere war seine scharfe Kritik an der Religion. Hitchens bezeichnete sich selbst als Antitheisten und war einer der prominentesten Vertreter der sogenannten "Neuen Atheisten". In seinem 2007 veröffentlichten Buch "God Is Not Great: How Religion Poisons Everything" argumentierte Hitchens, dass Religion nicht nur irrational sei, sondern auch aktiv schädlich für die Gesellschaft. Das Buch wurde zu einem Bestseller und machte Hitchens zu einem führenden Kritiker des Glaubens weltweit.

Hitchens führte zahlreiche Debatten mit religiösen Führern und Intellektuellen, in denen er seine atheistischen Ansichten verteidigte. Seine Reden und Schriften zu diesem Thema waren oft provokativ und rhetorisch brillant, wobei er keine Gelegenheit ausließ, die Widersprüche und moralischen Probleme der Religionen aufzuzeigen.

Persönliches Leben

Christopher Hitchens war nicht nur ein produktiver Schriftsteller, sondern auch ein Mann mit starken persönlichen Überzeugungen. Er war zweimal verheiratet: Seine erste Ehe mit Eleni Meleagrou, mit der er zwei Kinder hatte, endete in Scheidung. Später heiratete er Carol Blue, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Hitchens war bekannt für seinen scharfen Witz und seine Liebe zu guten Gesprächen, Büchern und Getränken. Er pflegte enge Freundschaften mit zahlreichen prominenten Intellektuellen und Schriftstellern, darunter Martin Amis, Salman Rushdie und Ian McEwan.

Hitchens' persönliches Leben war jedoch auch von Tragödien geprägt. 1973 beging seine Mutter Selbstmord, was ihn tief erschütterte und ihn in seinen späteren Schriften immer wieder beschäftigte. Die Beziehung zu seinem Bruder Peter, der konservative politische Ansichten vertrat und ebenfalls ein bekannter Journalist war, war oft schwierig und von politischen Differenzen geprägt.

Späteres Leben und Krankheit

Im Jahr 2010 wurde bei Christopher Hitchens Speiseröhrenkrebs diagnostiziert, eine Krankheit, die er mutig und offen thematisierte. Trotz der fortschreitenden Krankheit setzte Hitchens seine Arbeit fort und schrieb weiterhin Kolumnen und Artikel. Seine letzten Werke, darunter die posthum veröffentlichten Essays in Mortality, beschäftigen sich mit dem Thema Sterblichkeit und dem Umgang mit dem Tod.

Hitchens starb am 15. Dezember 2011 im Alter von 62 Jahren in Houston, Texas. Sein Tod wurde weltweit betrauert, und er hinterließ ein beeindruckendes literarisches Erbe, das weiterhin Einfluss auf Debatten über Politik, Religion und Ethik hat.

Vermächtnis

Christopher Hitchens' Einfluss auf die intellektuelle Landschaft des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts ist unbestreitbar. Seine Schriften und Reden haben Generationen von Denkern inspiriert und dazu beigetragen, wichtige Debatten über Religion, Politik und Moral anzustoßen. Er wird oft mit anderen großen öffentlichen Intellektuellen wie George Orwell und Voltaire verglichen, deren Werke ebenfalls durch ihre Klarheit, ihren Witz und ihre moralische Integrität beeindrucken.

Hitchens' Vermächtnis ist jedoch nicht unumstritten. Seine Unterstützung für die US-Invasion im Irak und seine scharfe Kritik an Religion haben ihm sowohl Bewunderer als auch Feinde eingebracht. Doch unabhängig davon, wie man zu seinen Ansichten steht, bleibt Hitchens eine herausragende Figur, die durch ihre intellektuelle Schärfe und ihren Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, beeindruckt.

Bis heute werden seine Werke gelesen und diskutiert, und seine rhetorischen Fähigkeiten werden oft als beispielhaft für den öffentlichen Diskurs angesehen. Christopher Hitchens bleibt ein Symbol für den unermüdlichen Kampf für Vernunft, Aufklärung und die Freiheit des Denkens.

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