Tod, tot Zitate

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Der Egoismus besteht eigentlich darin, daß der Mensch alle Realität auf seine eigene Person beschränkt, indem er in dieser allein zu existieren wähnt, nicht in den anderen. Der Tod belehrt ihn eines Bessern, indem er diese Person aufhebt, sodass das Wesen des Menschen, welches sein Wille ist, fortan nur in anderen Individuen leben wird, sein Intellekt aber, als welcher selbst nur der Erscheinung, d. i. der Welt als Vorstellung, angehörte und bloß die Form der Außenwelt war, eben auch im Vorstellungsein, d. h. im objektiven Sein der Dinge als solchem, also ebenfalls nur im Dasein der bisherigen Außenwelt fortbesteht.
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An den Tod Halb aus dem Schlummer erwacht, den ich traumlos getrunken, Ach, wie war ich versunken In die unendliche Nacht! Tiefes Verdämmern des Seins, Denkend nichts, noch empfindend! Nichtig mir selber entschwindend, Schatte mit Schatten zu eins! Da beschlich mich so bang, Ob auch, den Bruder verdrängend, Geist mir und Sinne verengend, Listig der Tod mich umschlang. Schaudernd dacht ichs, und fuhr Auf, und schloss mich ans Leben, Drängte in glühndem Erheben Kühn mich an Gott und Natur. Siehe, da hab ich gelebt: Was sonst, zu Tropfen zerflossen, Langsam und karg sich ergossen, Hat mich auf einmal durchbebt Oft noch berühre du mich, Tod, wenn ich in mir zerrinne, Bis ich mich wieder gewinne Durch den Gedanken an dich!
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Einen Gedanken verfolgen – wie bezeichnend dies Wort! Wir eilen ihm nach, erhaschen ihn, er entwindet sich uns, und die Jagd beginnt von neuem. Der Sieg bleibt zuletzt dem Stärkeren. Ist es der Gedanke, dann läßt er uns nicht ruhen, immer wieder taucht er auf – neckend, quälend, unserer Ohnmacht, ihn zu fassen, spottend. Gelingt es aber der Kraft unseres Geistes, ihn zu bewältigen, dann folgt dem heißen Ringkampf ein beseligendes, unwiderstehliches Bündnis auf Leben und Tod, und die Kinder, die ihm entspringen, erobern die Welt.
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Und jetzt ist es wirklich vorbei. Ich habe endlich begriffen, dass ich meine Schularbeiten machen muss, um nicht unwissend zu sein, um im Leben weiterzukommen, um Journalistin zu werden, denn das ist es, was ich will! Ich weiß, dass ich schreiben kann. Ein paar meiner Geschichten sind gut, meine Beschreibungen des Geheimen Anhangs sind witzig, ein Großteil meines Tagebuchs ist lebendig und anschaulich, aber ... es bleibt abzuwarten, ob ich wirklich Talent habe. Evas Traum" ist mein bestes Märchen, und das Seltsame daran ist, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, woher es stammt. Teile von Cady's Life" sind auch gut, aber als Ganzes ist es nichts Besonderes. Ich bin mein bester und schärfster Kritiker. Ich weiß, was gut ist und was nicht. Wenn du nicht selbst schreibst, kannst du nicht wissen, wie wunderbar es ist. Früher habe ich immer gejammert, dass ich nicht zeichnen kann, aber jetzt bin ich überglücklich, dass ich wenigstens schreiben kann. Und wenn ich nicht das Talent habe, Bücher oder Zeitungsartikel zu schreiben, kann ich immer noch für mich selbst schreiben. Aber ich will mehr erreichen als das. Ich kann mir nicht vorstellen, so zu leben wie Mutter, Frau van Daan und all die anderen Frauen, die ihrer Arbeit nachgehen und dann vergessen werden. Ich brauche etwas anderes als einen Mann und Kinder, dem ich mich widmen kann! Ich will nicht wie die meisten Menschen umsonst gelebt haben. Ich will nützlich sein oder allen Menschen Freude bereiten, auch denen, die ich noch nie getroffen habe. Ich will auch nach meinem Tod noch weiterleben! Und deshalb bin ich Gott so dankbar, dass er mir diese Gabe geschenkt hat, mit der ich mich weiterentwickeln und all das ausdrücken kann, was in mir steckt! Wenn ich schreibe, kann ich all meine Sorgen abschütteln. Mein Kummer verschwindet, meine Lebensgeister werden neu belebt! Aber, und das ist eine große Frage, werde ich jemals in der Lage sein, etwas Großes zu schreiben, werde ich jemals ein Journalist oder ein Schriftsteller werden? Ich hoffe es, oh, ich hoffe es sehr, denn das Schreiben erlaubt es mir, alles festzuhalten, all meine Gedanken, Ideale und Fantasien. An Cady's Life" habe ich schon lange nicht mehr gearbeitet. In meinem Kopf habe ich mir genau ausgemalt, wie es weitergeht, aber die Geschichte scheint nicht so recht voranzukommen. Vielleicht werde ich sie nie beenden und sie landet im Papierkorb oder im Ofen. Das ist ein schrecklicher Gedanke, aber dann sage ich mir: "Mit vierzehn Jahren und so wenig Erfahrung kannst du nicht über Philosophie schreiben." Also vorwärts und aufwärts, mit neuem Elan. Es wird schon alles klappen, denn ich bin fest entschlossen, zu schreiben!
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Den Fundamentalunterschied aller Religionen kann ich nicht, wie durchgängig geschieht, darin setzen, ob sie monotheistisch, polytheistisch, pantheistisch, oder atheistisch sind; sondern nur darin, ob sie optimistisch oder pessimistisch sind, d. h. ob sie das Dasein dieser Welt als durch sich selbst gerechtfertigt darstellen, mithin es loben und preisen, oder aber es betrachten als etwas, das nur als Folge unserer Schuld begriffen werden kann und daher eigentlich nicht sein sollte, indem sie erkennen, dass Schmerz und Tod nicht liegen können in der ewigen, ursprünglichen, unabänderlichen Ordnung der Dinge, in dem, was in jedem Betracht sein sollte.
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Das Kind Im Dunkeln saß verlassen ein Kind Und weinte hinaus in Nacht und Wind, Und streckte empor die zitternde Hand, Das blaue Auge gen Himmel gewandt. "Du Vater dort oben, mein Vater du, Komm, führ mich Verlaßnen der Mutter zu, In die schwarze Erde, da grub man sie ein Und ließ mich Armen so ganz allein." Und Gott im Himmel hörte sein Flehn, Er hatte die weinende Unschuld gesehn: "Verlassen wäre das Kindlein mein? Wo die Mutter ist, da muß das Kindlein sein!" Und der Engel des Todes umfaßte mild Der trostlosen Unschuld trauerndes Bild: "Lieb Herz, sei ruhig und sonder Harm, Ich führe dich ja in der Mutter Arm!" "Du, fremder Mann, wie gut du bist! So weißt du, wo meine Mutter ist? O eile, und bringe mich hin zu ihr, Die Mutter liebt mich, sie dankt es dir!" "Du Kindlein, siehst du die Blitze glühn? Dahin woll'n wir gläubigen Sinnes ziehn. Oft sahst du der Sterne trauliches Licht? Dort wohnt der Herrgott, der lässet uns nicht." Und Weste umsäuseln sie lau und klar, und Rosen umdüften sie wunderbar. Bei der Himmelspforte langen sie an, Da war die Pforte schon aufgetan. Und Kindlein sank an der Mutter Brust Und trank den Becher der reinen Lust Und sah viel liebliche Blümlein blühn Und spielte mit Engeln auf weichem Grün!
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An euch, an die vernarbten und verstreuten Überreste der Vierundfünfzigsten, die mit leerem Ärmel und ohne Bein diesen Anlass mit eurer Anwesenheit beehrt haben, an euch, euer Kommandant ist nicht tot. Auch wenn Boston kein Denkmal errichtete und die Geschichte keine Geschichte aufzeichnete, hätte Robert Gould Shaw in dir und in dem loyalen Volk, das du repräsentierst, ein Denkmal, das die Zeit nicht abnutzen könnte,
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