Wasser, Meer Zitate

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Wo habe ich gelesen, dass ein zum Tode Verurteilter eine Stunde vor seinem Tod sagt oder denkt, dass, wenn er auf einem hohen Felsen leben müsste, auf einem so schmalen Vorsprung, dass er nur Platz zum Stehen hätte, und das Meer, die ewige Dunkelheit, die ewige Einsamkeit, der ewige Sturm um ihn herum, wenn er sein ganzes Leben lang, tausend Jahre, die Ewigkeit, auf einem Quadratmeter Platz stehen müsste, es besser wäre, so zu leben, als gleich zu sterben. Nur zu leben, zu leben und zu leben! Leben, was immer es auch sein mag!
Übergieße ihn mit allem irdischen Segen, ertränke ihn in Glückseligkeit, so dass nichts als Blasen auf der Oberfläche seiner Glückseligkeit tanzen würden, wie auf einem Meer ... und selbst dann würde dir jeder Mensch aus lauter Undankbarkeit, aus lauter Verleumdung, irgendeinen abscheulichen Streich spielen. Er würde sogar seinen Kuchen riskieren und absichtlich den verhängnisvollsten Unsinn, die unwirtschaftlichste Absurdität begehren, nur um in all diese positive Rationalität sein verhängnisvolles phantastisches Element einzubringen... einfach, um sich selbst zu beweisen, dass Männer immer noch Männer sind und keine Klaviertasten.
Einmal ging er an einem klaren, sonnigen Tag in die Berge und wanderte lange Zeit mit einem quälenden Gedanken umher, der sich weigerte, Gestalt anzunehmen. Vor ihm war der strahlende Himmel, unter ihm der See, um ihn herum der Horizont, hell und unendlich, als würde er ewig weitergehen. Lange Zeit schaute er und litt. Er erinnerte sich jetzt daran, wie er seine Arme nach diesem hellen, unendlichen Blau ausgestreckt und geweint hatte. Was ihn quälte, war, dass ihm das alles völlig fremd war. Was war das für ein Bankett, was war dieses große, ewige Fest, zu dem es ihn schon immer, seit seiner Kindheit, hingezogen hatte und an dem er nie teilnehmen konnte? Jeden Morgen geht dieselbe helle Sonne auf; jeden Morgen gibt es einen Regenbogen über dem Wasserfall; jeden Abend brennt der höchste schneebedeckte Berg, dort, weit weg, am Rande des Himmels, mit einer karmesinroten Flamme; jede kleine Fliege, die in einem heißen Sonnenstrahl in seiner Nähe schwirrt, nimmt an diesem ganzen Chor teil: kennt ihren Platz, liebt ihn und ist glücklich; jeder kleine Grashalm wächst und ist glücklich! Und alles hat seinen Weg, und alles kennt seinen Weg, geht mit einem Lied und kommt mit einem Lied zurück; nur er weiß nichts, versteht nichts, weder Menschen noch Geräusche, ein Fremder für alles und ein Schiffbrüchiger.
Mein Bruder bat die Vögel um Verzeihung: Das klingt sinnlos, aber es ist richtig; denn alles ist wie ein Ozean, alles fließt und vermischt sich; eine Berührung an einem Ort setzt eine Bewegung am anderen Ende der Erde in Gang. Es mag sinnlos sein, die Vögel um Verzeihung zu bitten, aber die Vögel wären glücklicher an deiner Seite - zumindest ein bisschen glücklicher - und die Kinder und alle Tiere, wenn du selbst edler wärst als du es jetzt bist. Es ist alles wie ein Ozean, sage ich dir. Dann würdest du auch zu den Vögeln beten, die von einer allumfassenden Liebe in einer Art Transport verzehrt werden, und beten, dass auch sie dir deine Sünden vergeben werden.
Sag an, o lieber Vogel mein, Sag an, wohin die Reise dein? Weiß nicht, wohin, Mich treibt der Sinn, Drum muß der Pfad wohl richtig sein! "Sag an, o liebster Vogel mir, Sag, was verspricht die Hoffnung dir? Ach, linde Luft Und süßen Duft Und neuen Lenz verspricht sie mir! "Du hast die schöne Ferne nie Gesehen, und du glaubst an sie?" Du frägst mich viel, Und das ist Spiel, Die Antwort aber mach mir Müh'! Nun zog in gläubig-frommem Sinn Der Vogel übers Meer dahin, Und linde Luft Und süßer Duft, Sie wurden wirklich sein Gewinn!
Der Schmetterling Ein Jugendbild Ein Räuplein saß auf kleinem Blatt, Es saß nicht hoch, doch aß es satt Und war auch wohl geborgen; Da ward das kleine Raupending Zum Schmetterling, An einem schönen Morgen Zum bunten Schmetterling. Der Schmetterling blickt um sich her, Es wogt um ihn ein goldnes Meer Von Farben und von Düften; Er regt entzückt die Flügelein: Muß bei euch sein, Ihr Blumen auf den Triften, Muß ewig bei euch sein! Er schwingt sich auf, ihn trägt die Luft So leicht empor, er schwelgt in Duft, O Freude, Freude, Freude! Da saus't ein scharfer Wind vorbei, Reißt ihm entzwei Die Flügel alle beide, Der Wind reißt sie entzwei. Er taumelt, ach! so matt, so matt, Zurück nun auf das kleine Blatt, Das ihn ernährt als Raupe. O weh', o weh', du armes Ding! Ein Schmetterling, Der nährt sich nicht vom Laube – Du armer Schmetterling! Ihm ist das Blatt jetzt eine Gruft, Ihn letzt nur Blumensaft und Duft, Die kann er nicht erlangen, Und eh' noch kommt das Abendroth, Sieht man ihn todt An seinem Blättlein hangen, Ach kalt, erstarrt und todt!
Leben Seele, die du, unergründlich Tief versenkt, dich ätherwärts Schwingen möchtest und allstündlich Dich gehemmt wähnst durch den Schmerz – An den Taucher, an den stillen, Denke, der in finstrer See Fischt nach eines Höhern Willen: Nur vom Atmen kommt sein Weh. Ist die Perle erst gefunden In der öden Wellengruft, Wird er schnell emporgewunden, Daß ihn heilen Licht und Luft; Was sich lange ihm verhehlte, Wird ihm dann auf einmal klar: Daß, was ihn im Abgrund quälte, Eben nur sein Leben war.