Über keinen Vorfall sollte man in großen Jubel, oder große Wehklage ausbrechen; teils wegen der Veränderlichkeit aller Dinge, die ihn jeden Augenblick umgestalten kann; teils wegen der Trüglichkeit unsers Urteils über das uns Gedeihliche, oder Nachteilige.
Urteil Zitate
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Leitstern der allermeisten Menschen [ist] das Beispiel anderer, und ihr ganzes Tun und Treiben im Großen, wie im Kleinen, läuft auf bloße Nachahmung zurück: nicht das Geringste tun sie nach eigenem Ermessen. Die Ursache hiervon ist ihre Scheu vor allem und jedem Nachdenken und ihr gerechtes Misstrauen gegen das eigene Urteil.
Die Frage ist ein Urteil, von dessen drei Stücken eines offen gelassen ist.
Ein armes, erbärmliches Tier ist der Mensch, wie er in der Regel ist, dem fremde Autorität die Stelle eigenen Urteils vertreten muß.
So ist denn der Richterstuhl der Nachwelt, wie im günstigen, so auch im ungünstigen Fall, der gerechte Kassationshof der Urteile der Mitwelt.
Ja, sogar muss, wer das Gute und Rechte hervorbringen und das Schlechte vermeiden soll, dem Urteile der Menge und ihrer Wortführer Trotz bieten, mithin sie verachten.
Nachahmung fremder Eigenschaften und Eigentümlichkeiten ist viel schimpflicher, als das Tragen fremder Kleider: denn es ist das Urteil der eigenen Wertlosigkeit von sich selbst ausgesprochen.
Einer sei jung, schön, reich und geehrt; so fragt sich, wenn man sein Glück beurteilen will, ob er dabei heiter sei: ist er hingegen heiter, so ist es einerlei, ob er jung oder alt, gerade oder bucklig, arm oder reich sei; er ist glücklich.
Derjenige, der zufällig auf die Vernunft stößt, soll nicht als Vernunftmensch durchgehen, sondern derjenige, der sie kennt und beurteilen kann und einen wahren Geschmack für sie hat.
Manche Irrtümer sind so trefflich als Wahrheit maskiert, daß man schlecht urteilt, wenn man sich von ihnen nicht täuschen läßt.
Man kann ein Dummkopf sein mit Witz, aber nicht mit Urteil.
Menschen und Dinge verlangen eine besondere Perspektive. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.
Wenn wir die Liebe nach den meisten ihrer Wirkungen beurteilen, so hat sie mehr Ähnlichkeit mit dem Hass als mit der Zuneigung.
Es ist schwierig zu beurteilen, ob ein aufrichtiges und ehrliches Benehmen das Ergebnis der Anständigkeit oder Berechnung ist.
Unsere Feinde kommen in ihren Urteilen über uns der Wahrheit näher als wir selbst.
Man sollte einen Menschen nicht nach seinen Vorzügen beurteilen, sondern nach dem Gebrauch, den er davon macht.
Die meisten Leute beurteilen die Menschen nur nach dem Aufsehen, das sie erregen, oder ihrem Vermögen.
Es ist schwer zu beurteilen, ob ein reines, redliches Betragen aus Reinlichkeit oder Klugheit entspringt.
Wer nach dem Urteil der Welt seine Handlungen richten will, füllt Wasser in ein Sieb.
Die Mittelmäßigkeit verurteilt meist alles, was ihren Horizont übersteigt.
Die meisten Menschen kennen keine andere Möglichkeit, den Wert eines Menschen zu beurteilen als die Mode, in der er sich befindet, oder das Vermögen, das er hat.
Wer aus den Büchern nichts mehr lernt, als was in den Büchern steht, der hat die Bücher nicht halb genutzt. Wen die Bücher nicht fähig machen, daß er auch das verstehen und beurteilen lernt, was sie nicht enthalten; wessen Verstand die Bücher nicht überhaupt schärfen und aufklären, der wäre schwerlich viel schlimmer dran, wenn er auch gar keine Bücher gelesen hätte.
Eine Wahrheit, die jeder nach seiner eigenen Lage beurteilt, kann leicht gemißbraucht werden.
Die Menschheit verurteilt den einzelnen zur Todesstrafe und begeht dadurch gegen ihn ein größeres Verbrechen, als er gegen sie begangen hat, indem sie ihm die Besserung unmöglich macht.
Die Begriffe der Menschen von den Dingen sind meistens nur ihre Urteile über die Dinge.
Das Urteilen der meisten Menschen ist ein vergleichendes Anatomieren.
Der Mensch gerät in große Gefahr, wenn er seine einseitig gewonnene Erfahrung zum allgemeinen Maßstab seines Urteils und zum Prinzip seines Handelns macht.
Sobald ein Schriftsteller sich wiederholt, darf die Kritik ein definitives Urteil über ihn fällen, denn dann hat er sich erschöpft.
Das Urteil der Freunde Unparteiisch ist ein Freund wohl noch nie gewesen, Aber ungerecht wird er nicht selten aus Furcht.
Meine Mutter sieht die Dinge nur aus der Ferne; sie wägt sie nicht im Hinblick auf meine Position ab und urteilt zu hart über mich. Aber sie ist meine Mutter, die mich innig liebt, und wenn sie spricht, kann ich nur den Kopf senken.