Einsicht Zitate

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Da erwiderte mir gestern ein Herr aus Bremen: ›Wie? Sie bedauern den Tod eines Seehunds? Ausrotten müßte man diese Tiere. Glauben Sie etwa, sie seien nützlich? Sie sind die ärgsten Fischräuber, die es gibt, ganz schädliche, unnütze Geschöpfe!‹ Ich dachte an die feuchten dunklen Augen der gutmütigen Tiere und sie erschienen mir weit liebenswerter als diese Anschauungen eines Pedanten, dem sich sein eigenes grenzenloses Räubertum als Mensch so ganz und gar von selbst verstand.
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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die sich selbst "Die Intellektuellen" nennen, zwar Theorien verstehen, aber nicht die Dinge. Ich bin seit langem davon überzeugt, dass die Welt ganz anders ausgesehen hätte, wenn diese Männer in den Süden gegangen wären und sich für eine praktische Arbeit interessiert hätten, die sie mit Menschen und Dingen in Berührung gebracht hätte. So schlecht die Bedingungen anfangs auch gewesen sein mögen, als sie sahen, dass tatsächlich Fortschritte gemacht wurden, hätten sie die Situation hoffnungsvoller gesehen.
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Oft erfuhren die Sklaven von den Ergebnissen großer Schlachten, bevor die Weißen sie erfuhren. Diese Nachrichten erhielten sie in der Regel von dem Farbigen, der zum Postamt geschickt wurde, um die Post zu holen. In unserem Fall war das Postamt etwa drei Meilen von der Plantage entfernt, und die Post kam ein- oder zweimal pro Woche. Der Mann, der zum Postamt geschickt wurde, hielt sich dort lange genug auf, um den Gesprächsverlauf der weißen Leute zu verstehen, die sich dort nach dem Erhalt der Post versammelten, um die neuesten Nachrichten zu besprechen. Der Briefträger, der auf dem Rückweg zum Haus unseres Herrn war, gab die Nachrichten, die er erhalten hatte, natürlich auch an die Sklaven weiter, und so erfuhren sie oft von wichtigen Ereignissen, bevor die Weißen im "großen Haus", wie das Haus des Herrn genannt wurde, davon erfuhren.
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Ich bin ein kranker Mann... Ich bin ein boshafter Mensch. Ich bin ein unangenehmer Mensch. Ich glaube, meine Leber ist erkrankt. Aber ich weiß nicht die Bohne über meine Krankheit, und ich bin mir nicht sicher, was mich stört. Ich behandle sie nicht und habe sie nie behandelt, obwohl ich Medizin und Ärzte respektiere. Außerdem bin ich extrem abergläubisch, sagen wir mal so, dass ich die Medizin respektiere. (Ich bin gebildet genug, um nicht abergläubisch zu sein, aber ich bin es.) Nein, ich weigere mich, es aus Trotz zu behandeln. Du wirst das wahrscheinlich nicht verstehen. Nun, aber ich verstehe es. Natürlich kann ich dir nicht erklären, wen ich in diesem Fall mit meiner Bosheit verärgere. Ich weiß ganz genau, dass ich mich nicht an den Ärzten „rächen“ kann, indem ich sie nicht konsultiere. Ich weiß besser als jeder andere, dass ich damit nur mich selbst verletze und niemanden sonst. Aber wenn ich es trotzdem nicht behandle, dann nur aus Bosheit. Meiner Leber geht es schlecht, dann soll es eben noch schlimmer werden!
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Wer zum Denken von Natur die Richtung hat, muss erstaunen und es als ein eigenes Problem betrachten, wenn er sieht, wie die allermeisten Menschen ihr Studieren und ihre Lektüre betreiben. Nämlich es fällt ihnen dabei gar nicht ein, wissen zu wollen, was wahr sei; sondern sie wollen bloß wissen, was gesagt worden ist. Sie übernehmen die Mühe des Lesens und des Hörens, ohne im Mindesten den Zweck zu haben, wegen dessen allein solche Mühe lohnen kann, den Zweck der Erkenntnis, der Einsicht: sie suchen nicht die Wahrheit, haben gar kein Interesse an ihr. Sie wollen bloß wissen, was alles in der Welt gesagt ist, eben nur um davon mitreden zu können, um zu bestehen in der Konversation, oder im Examen, oder sich ein Ansehen geben zu können. Für andere Zwecke sind sie nicht empfänglich. Daher ist beim Lesen oder Hören ihre Urteilskraft ganz untätig und bloß das Gedächtnis tätig. Sie wiegen die Argumente nicht: sie lernen sie bloß. So sind leider die allermeisten: deshalb hat man immer mehr Zuhörer für die Geschichte der Philosophie, als für die Philosophie.
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Darum eben erobert wechselseitiges Disputieren so wenig, weil nur Sätzchen wiederum Sätzchen, Teilchen die Teilchen angreifen und höchstens umstürzen; aber der Glaube ruht nicht auf vereinzelten Beweisen wie auf Pfählen oder Füßen, die man nur umzubrechen brauchte, um ihn umzustürzen, sondern er wurzelt mit tausend unsichtbaren Fasern auf dem breiten Boden des Gefühls. Daher kann man jemand bis zum Verstummen widerlegen, ohne ihn doch zu überzeugen; das Gefühl überlebt die Einsicht, wie der Schmerz die Trostgründe.
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