Das eigene Unglück erscheint einem weniger schwer, wenn man sieht, daß auch andere nicht glücklich sind. Zarathustra ist der Meinung, daß diese Annahme nicht der Böswilligkeit entspringt, sondern dem eigenen Bedürfnis. Man sieht in dem Unglücklichen einen Leidensgefährten und fühlt sich zu ihm hingezogen.
Bedürfnis Zitate
- Seite 4 / 7 -
Es gibt keinen wirklichen Genuß ohne wirkliches Bedürfnis desselben.
Die natürlichen Bedürfnisse sind begrenzt, was dem Irrwahn entstammt, geht ins Endlose.
Der Körper hat nur geringe Bedürfnisse: er verlangt Schutz vor Kälte, Stillung von Hunger und Durst durch Nahrungsmittel; was außerdem begehrt wird, so gilt die Bemühung dafür nur den Lastern, nicht den Bedürfnissen.
Edlen Seelen ist Anstrengung ein Bedürfnis gleich der Nahrung.
Jedes noch so harte Joch drückt den, der ruhig darunter geht, weniger als den, der widerstrebt. Das einzige Linderungsmittel bei großen Leiden ist, dass man in Geduld der Notwendigkeit gehorche.
Nicht nach dem Einkommen, sondern nach den Bedürfnissen muß man das Vermögen eines jeden schätzen.
Lieben aber heißt nichts anderes, als jemanden auszuwählen, den man lieben will – ohne Bedürfnis, ohne das Suchen eines Vorteils.
Nicht Berechnung macht Menschen zu Freunden, sondern das Bedürfnis nach verständnisvoller Gemeinsamkeit.
Die Weisen werden durch die Vernunft belehrt, die Durchschnittsmenschen durch Erfahrung, die Dummen durch die Notwendigkeit und die Tiere durch den Instinkt.
Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.
In der Jugend wird fast jedes Bedürfnis zum Genuß, im Alter jeder Genuß zu einem Bedürfnis.
Das Bedürfnis zu lieben zwingt zu größern Torheiten als die Liebe selber.
Stille Unterordnung unter Willkür schwächt, stille unter Notwendigkeit stärkt – seid denn eine Notwendigkeit!
Menschen von feinem Gefühl bezaubern durch eine gewisse zärtliche Aufmerksamkeit auf kleine Bedürfnisse des andern, durch ein Erraten seiner leisesten Wünsche, durch eine stete Aufopferung ihrer eignen, durch Gefälligkeiten, deren seidenes Geflecht sich fester und sanfter um unser Herz herumlegt als das schneidende Liebeseil einer großen Wohltat.
Der Mensch hat die schwere Doppelrolle auf der Erde zu machen, daß er seinen Geist erhebt, indem er seine Bedürfnisse abfüttert, und gleich den Gemsen am Berge aufwärts klettert, indem er frisset – oder auch die, daß er das Erdenleben in das künftige einwebt, wie der Mond, indem er um diese kotige Erde läuft, doch auch die Sonne mit umschifft.
Unsre Wünsche nehmen mehr Platz ein als unsre Bedürfnisse.
Unsre meisten Bedürfnisse, wie unsre bittersten Sorgen sind Folgen desselben Strebens: nicht zu scheinen, was wir sind.
In etwas sind wir doch mäßig geblieben: in geistigen Bedürfnissen.
Mit den Bedürfnissen einer Pflanze betritt man die Welt, und mit der Unersättlichkeit eines Menschen verlässt man sie.
Auf den obersten Stufen des Glücks begegnet man noch mehr Wünschen und Bedürfnissen als auf den untersten.
Die Kirche wird immer ein Bedürfnis bleiben: man geht als Schuldner hinein und kommt als Gläubiger heraus.
Ein Wunder ist es, daß ein solcher Gedanke – der Gedanke der Notwendigkeit eines Gottes – einem so wilden und bösen Tier wie der Mensch in den Kopf kommen konnte: So heilig, so rührend, so weise und so ehrenvoll für den Menschen ist dieser Gedanke.
Warum wird heutzutage, wenn man eine Wahrheit aussprechen will, es immer häufiger als Notwendigkeit empfunden, das auf humoristische, satirische oder ironische Weise zu tun, somit die Wahrheit zu versüßen, als wäre sie eine bittere Pille.
Die Welt sagt: „Du hast Bedürfnisse - befriedige sie. Du hast genauso viel Recht wie die Reichen und Mächtigen. Zögere nicht, deine Bedürfnisse zu befriedigen; ja, erweitere deine Bedürfnisse und verlange mehr.“ Das ist die weltliche Doktrin von heute. Und sie glauben, dass dies Freiheit bedeutet. Das Ergebnis für die Reichen ist Isolation und Selbstmord, für die Armen Neid und Mord.
Die Klage aber ist nur das Bedürfnis, die schmerzende Wunde immer wieder zu berühren.
Und das Seltsame, das Wunderbare ist nicht, dass es Gott wirklich gibt; das Wunderbare ist, dass eine solche Idee, die Idee von der Notwendigkeit Gottes, in den Kopf einer so wilden, bösartigen Bestie wie dem Menschen gelangen konnte.
Alles Leere sucht sich zu füllen, nur bei der Krone der Schöpfung findet eine Ausnahme statt. Je leerer der Kopf eines Menschen ist, umso weniger Bedürfnis verspürt er, sich zu füllen.
Dank ist für kleine Seelen eine drückende Last, für edle Herzen ein Bedürfnis.
Verminderung der Bedürfnisse sollte wohl das sein was man der Jugend durchaus einschärfen sollte, und sie dazu [zu] stärken suchen. Je weniger Bedürfnisse desto glücklicher, ist eine alte aber sehr verkannte Wahrheit.