Baum, Wald Zitate

- Seite 4 / 6 -

Spaziergang am Herbstabend Wenn ich Abends einsam gehe Und die Blätter fallen sehe, Finsternisse nieder wallen, Ferne, fromme Glocken hallen: Ach, wie viele sanfte Bilder, Immer inniger und milder, Schatten längst vergangner Zeiten, Seh' ich dann vorüber gleiten. Was ich in den fernsten Stunden, Oft nur halb bewußt, empfunden, Dämmert auf in Seel' und Sinnen, Mich noch einmal zu umspinnen. Und im inneren Zerfließen Mein' ich's wieder zu genießen, Was mich vormals glücklich machte, Oder mir Vergessen brachte. Doch, dann frag' ich mich mit Beben: Ist so ganz verarmt dein Leben? Was du jetzt ersehnst mit Schmerzen, Sprich, was war es einst dem Herzen? Völlig dunkel ist's geworden, Schärfer bläs't der Wind aus Norden, Und dies Blatt, dies kalt benetzte, Ist vielleicht vom Baum das letzte.
Ein Lebewohl "Wie denkst du mein?" Wie eines holden Traumes, Der schönsten Blüt' des blütenreichen Baumes Der Phantasie, gedenk' ich dein! Ich bin erwacht! Der kosend mich umwunden, Der süße Traum ist eilig mir verschwunden, Ließ mich allein in dunkler Nacht. Doch, wenn ein Traum, Ein lieblicher, sich endet, Wer hätte Klagen wohl um ihn verschwendet? Man denkt an ihn Minuten kaum! Die Nacht entflieht: Mir winkt das rege Leben! Mögst du dir selbst so leicht, als ich vergeben, Ich, der in dir – sich selber sieht!
Das erste Kind der menschlichen, der göttlichen Schönheit ist die Kunst. In ihr verjüngt und wiederholt der göttliche Mensch sich selbst. Er will sich selber fühlen, darum stellt er seine Schönheit gegenüber sich. So gab der Mensch sich seine Götter. Denn im Anfang war der Mensch und seine Götter Eins, da, sich selber unbekannt, die ewige Schönheit war. – Ich spreche Mysterien, aber sie sind. – Das erste Kind der göttlichen Schönheit ist die Kunst. So war es bei den Athenern. Der Schönheit zweite Tochter ist Religion. Religion ist Liebe der Schönheit. Der Weise liebt sie selbst, die Unendliche, die Allumfassende; das Volk liebt ihre Kinder, die Götter, die in mannigfaltigen Gestalten ihm erscheinen. Auch so wars bei den Athenern. Und ohne solche Liebe der Schönheit, ohne solche Religion ist jeder Staat ein dürr Gerippe ohne Leben und Geist, und alles Denken und Tun ein Baum ohne Gipfel, eine Säule, wovon die Krone herabgeschlagen ist.