Der Mensch ist allerdings ein Säugetier, denn er saugt sehr viel Flüssigkeiten in sich … Der Mensch ist aber auch ein Fisch, denn er tut Unglaubliches mit kaltem Blut, und er hat auch Schuppen, die ihm zwar plötzlich, aber doch – g'wöhnlich zu spät – von den Augen fallen. Der Mensch ist ferner auch ein Wurm, denn er krümmt sich häufig im Staube und kommt auf diese Art vorwärts. Der Mensch ist nicht minder ein Amphibium, welches auf dem Land und im Wasser lebt … Der Mensch ist endlich auch ein Federvieh, denn gar mancher zeigt, wie er a Feder in die Hand nimmt, daß er a Vieh ist.

- Johann Nepomuk Nestroy

Johann Nepomuk Nestroy

Klugwort Reflexion zum Zitat

In diesem Zitat von Johann Nepomuk Nestroy wird auf humorvolle Weise die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit des Menschen beschrieben. Nestroy vergleicht den Menschen mit verschiedenen Tieren und Wesen, um dessen unterschiedlichste Verhaltensweisen und Eigenschaften zu illustrieren. Er spricht davon, dass der Mensch sowohl Säugetier, Fisch, Wurm, Amphibium als auch Federvieh ist, wobei jedes dieser Tiere für eine spezifische menschliche Eigenschaft oder ein Verhalten steht. Durch diese Vergleiche wird der Mensch als ein Wesen dargestellt, das sich in einer Vielzahl von Lebensräumen bewegt, unterschiedliche Fähigkeiten und Schwächen hat und häufig gegen die eigene Natur handelt.

Das Zitat zeigt auf humorvolle und satirische Weise, wie der Mensch sich sowohl den natürlichen als auch den gesellschaftlichen Herausforderungen stellt. Nestroy übertreibt dabei bewusst, um die Widersprüche menschlichen Verhaltens zu verdeutlichen. Die Tatsache, dass der Mensch in allen möglichen Formen und Tierarten verortet wird, stellt den menschlichen Drang dar, sich selbst zu definieren und zu erklären, ohne dabei eine klare und einheitliche Identität zu finden.

Indem Nestroy die menschlichen Schwächen und Eigenheiten in einem humorvollen Licht darstellt, lädt er dazu ein, über die Komplexität des Menschen und seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebenssituationen nachzudenken. Es ist ein Aufruf, die Widersprüche in uns selbst und in der Gesellschaft zu akzeptieren und mit einem Lächeln zu betrachten.

Zitat Kontext

Johann Nepomuk Nestroy war ein österreichischer Dramatiker und Satiriker des 19. Jahrhunderts, bekannt für seine scharfsinnige Beobachtung der Gesellschaft und seine humorvolle, oft sarkastische Darstellung menschlicher Schwächen. In seinen Werken setzte er sich mit den gesellschaftlichen Normen und Konventionen seiner Zeit auseinander und prangerte die Widersprüche und Absurditäten des menschlichen Verhaltens an. Das Zitat, in dem der Mensch mit verschiedenen Tieren verglichen wird, spiegelt Nestroys Stil wider, komplexe Themen auf humorvolle Weise zu beleuchten.

Dieses Zitat lässt sich in den historischen Kontext des 19. Jahrhunderts einordnen, als die Gesellschaft in vielen Teilen Europas mit tiefgreifenden sozialen und politischen Veränderungen konfrontiert war. Nestroy reagierte auf diese Entwicklungen mit einer kritischen, oft satirischen Haltung. Die Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur und den gesellschaftlichen Normen war ein zentrales Thema in seiner Arbeit.

Philosophisch betrachtet, zeigt das Zitat, dass der Mensch eine Vielzahl von Widersprüchen in sich trägt, die durch seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensumstände entstehen. Diese Vielschichtigkeit, die Nestroy hier humorvoll darstellt, lädt zur Reflexion über das Wesen des Menschen ein, das gleichzeitig von Stärke und Schwäche geprägt ist.

Auch heute bleibt dieses Zitat relevant, da es uns dazu anregt, die Komplexität des menschlichen Verhaltens und die Vielfalt der menschlichen Eigenschaften zu akzeptieren und zu verstehen. Es fordert uns heraus, die scheinbaren Widersprüche im menschlichen Charakter zu hinterfragen und zu erkennen, dass wir alle eine Mischung aus verschiedenen Eigenschaften und Verhaltensweisen in uns tragen.

Daten zum Zitat

Autor:
Johann Nepomuk Nestroy
Tätigkeit:
österr. Schauspieler, Dramatiker, Satiriker
Epoche:
Biedermeier
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Emotion:
Keine Emotion