Gold bleibt Gold am Halse der Hure; der Leib der Hure ist gleicherweise Kreatur Gottes wie der Leib der ehrbaren Ehefrau: So ist die Eitelkeit zu beseitigen, nicht die Wesenheit.
- Martin Luther

Klugwort Reflexion zum Zitat
Martin Luther bringt in diesem Zitat eine tiefgehende theologische und moralische Betrachtung zum Ausdruck. Er weist darauf hin, dass äußere Umstände den inneren Wert eines Menschen oder einer Sache nicht verändern – Gold bleibt Gold, egal, wer es trägt. Ebenso bleibt der Mensch eine Schöpfung Gottes, unabhängig von seinem gesellschaftlichen Status oder moralischen Fehltritten.
Diese Betrachtung verweist auf ein grundlegendes Prinzip der christlichen Ethik: Die Unterscheidung zwischen dem äußeren Erscheinungsbild und der inneren Essenz eines Menschen. Luther plädiert dafür, nicht den Menschen selbst zu verurteilen, sondern die Eitelkeit und Oberflächlichkeit, mit der Urteile gefällt werden.
Das Zitat regt dazu an, über unsere eigenen Urteile nachzudenken. Wie oft bewerten wir Menschen nach ihrer äußeren Erscheinung oder nach gesellschaftlichen Maßstäben? Können wir den Wert eines Menschen unabhängig von seiner Vergangenheit oder seinen Entscheidungen anerkennen? Luther fordert uns auf, hinter die Oberfläche zu blicken – und den eigentlichen Wert eines Menschen in seinem Wesen zu erkennen.
Kritisch könnte man fragen, ob alle moralischen Handlungen wirklich getrennt von der persönlichen Würde eines Menschen betrachtet werden können. Sollte nicht auch das Verhalten eines Menschen in die Bewertung seiner Person einfließen? Doch Luthers Zitat ist keine Relativierung von Moral – sondern eine Erinnerung daran, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Lebensweg, eine grundlegende Würde besitzt. Seine Worte laden dazu ein, Vorurteile zu hinterfragen – und über die Unterscheidung zwischen äußerem Schein und innerem Wert nachzudenken.
Zitat Kontext
Martin Luther (1483–1546) war der zentrale Reformator des Christentums und ein prägender Theologe der Neuzeit. Er stellte die damaligen kirchlichen Autoritäten in Frage und betonte die Bedeutung der direkten Beziehung zwischen Mensch und Gott.
Das Zitat steht im Kontext seiner theologischen Überzeugung, dass jeder Mensch von Gott geschaffen und daher wertvoll ist – unabhängig von gesellschaftlichen Vorstellungen von Tugend und Moral. Luther setzte sich oft gegen Heuchelei und falsche Urteile ein, die Menschen aufgrund ihrer sozialen Stellung oder ihres Lebenswandels verurteilten.
Historisch betrachtet, lebte Luther in einer Zeit, in der religiöse Moral streng durch soziale Normen bestimmt wurde. Sein Zitat kann als Versuch verstanden werden, einen tieferen Blick auf die menschliche Natur zu werfen – und den Unterschied zwischen äußerlicher Verurteilung und innerer Würde herauszustellen.
Auch heute bleibt das Zitat aktuell. In einer Gesellschaft, in der Menschen oft nach Status, Erfolg oder moralischen Urteilen bewertet werden, stellt sich die Frage: Wie definieren wir den wahren Wert eines Menschen? Luthers Worte laden dazu ein, nicht nur nach äußeren Maßstäben zu urteilen – sondern den grundlegenden Wert jedes Menschen anzuerkennen.
Daten zum Zitat
- Autor:
- Martin Luther
- Tätigkeit:
- deutscher Theologe, Mönch und Reformator
- Epoche:
- Spätrenaissance / Manierismus
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- Emotion:
- Keine Emotion