Im Liebesdrama heißt die erste Abteilung Sehnsucht, die zweite Besitz, und die ungestüme Jugend duldet da keinen Zwischenakt.
- Johann Nepomuk Nestroy

Klugwort Reflexion zum Zitat
Johann Nepomuk Nestroy zeichnet in diesem Zitat ein prägnantes Bild der Dynamik romantischer Beziehungen, insbesondere in der Jugend. Die ‚Sehnsucht‘ repräsentiert das Verlangen, das den Beginn jeder Liebesgeschichte prägt, während der ‚Besitz‘ die Erfüllung dieses Verlangens symbolisiert. Doch was das Zitat besonders macht, ist der Hinweis auf die Ungestümheit der Jugend, die keinen ‚Zwischenakt‘ duldet – keine Pause, keine Geduld, sondern eine ungebremste Eile, von einem Zustand zum nächsten zu gelangen.
Die Reflexion über dieses Zitat zeigt, wie treffend Nestroy die Emotionalität und Impulsivität junger Menschen beschreibt. In der Jugend ist die Liebe oft von Intensität und Leidenschaft geprägt, und es scheint wenig Raum für Reflektion oder Langsamkeit zu geben. Doch gerade diese Ungeduld birgt auch Risiken: In der Eile, von Sehnsucht zu Besitz zu gelangen, wird möglicherweise der Wert des Prozesses übersehen – jener Zwischenphasen, die Beziehungen vertiefen und ihnen Stabilität verleihen.
Nestroy regt uns dazu an, über die Natur der Liebe nachzudenken. Ist es die Erfüllung des Verlangens, die das Wesentliche ausmacht, oder vielmehr die Reise dorthin? Indem er die Jugend kritisch, aber mit einem Augenzwinkern darstellt, lenkt er den Blick auf die Bedeutung von Geduld und Reife in der Liebe. Das Zitat erinnert uns daran, dass wahre Liebe nicht nur im Besitz, sondern im Verstehen, Respekt und der Freude an der gemeinsamen Entwicklung liegt.
In einer Welt, die oft schnelle Erfüllung verspricht, bleibt Nestroys Gedanke aktuell. Er lädt dazu ein, die Intensität der Jugend mit der Weisheit des Alters zu verbinden und Liebe nicht nur als Ziel, sondern als fortwährenden Prozess zu begreifen.
Zitat Kontext
Johann Nepomuk Nestroy, ein Meister des österreichischen Theaters und der Satire, war bekannt für seine Fähigkeit, komplexe menschliche Gefühle und gesellschaftliche Dynamiken mit Witz und Scharfsinn zu analysieren. Dieses Zitat stammt aus einer Zeit, in der die Romantik die Literatur und das Denken prägte, jedoch oft durch realistische und ironische Perspektiven wie die Nestroys ergänzt wurde.
Das Liebesdrama, das Nestroy hier beschreibt, spiegelt die romantische Vorstellung von Liebe als intensive, dramatische Erfahrung wider. Doch während viele seiner Zeitgenossen diese Idee idealisierten, stellt Nestroy die Impulsivität und Kurzsichtigkeit der Jugend in den Mittelpunkt. Seine Beobachtung erinnert daran, dass Liebe, besonders in der Jugend, oft von starken Emotionen, aber wenig Geduld geprägt ist.
In einem historischen Kontext, in dem gesellschaftliche Konventionen und Erwartungen oft die Gestaltung von Beziehungen beeinflussten, zeigt Nestroy die universelle Wahrheit über die Natur der Liebe – ihre Phasen, ihre Höhen und Tiefen und die menschliche Tendenz, sofortige Erfüllung zu suchen.
Auch heute bleibt seine Aussage relevant. Sie erinnert uns daran, dass Liebe nicht nur in ihrem Anfang und ihrer Erfüllung besteht, sondern auch in den Zwischenakten, die Geduld, Verständnis und Wachstum erfordern. Nestroy fordert uns dazu auf, diese Zwischenphasen zu schätzen und Liebe nicht nur als Ziel, sondern als fortwährenden Prozess des Lernens und der Hingabe zu begreifen.
Daten zum Zitat
- Autor:
- Johann Nepomuk Nestroy
- Tätigkeit:
- österr. Schauspieler, Dramatiker, Satiriker
- Epoche:
- Biedermeier
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- Emotion:
- Keine Emotion