Wenn die gesamte politische Handlungsbefugnis in der Hand des Volkes liegt, so ist gerade die Gleichheit eine Ungleichheit, da sie keine Abstufungen nach dem wahren Wert der einzelnen Persönlichkeit zuläßt.
- Cicero

Klugwort Reflexion zum Zitat
Cicero argumentiert in diesem Zitat, dass eine radikale Gleichheit paradoxerweise zu Ungleichheit führen kann. Er spielt darauf an, dass eine Gesellschaft, die alle Menschen exakt gleich behandelt, keine Möglichkeit zur Anerkennung individueller Verdienste und Fähigkeiten bietet.
Dieses Zitat lädt dazu ein, über die Balance zwischen Gleichheit und individueller Leistung nachzudenken. Eine reine Demokratie, in der jeder Bürger exakt denselben Einfluss hat, könnte talentierte oder erfahrene Menschen daran hindern, ihre besonderen Fähigkeiten zum Wohle der Gesellschaft einzusetzen. Gleichheit darf also nicht bedeuten, dass Unterschiede ignoriert werden – sondern dass jeder nach seinen Verdiensten behandelt wird.
Cicero warnt vor einer Gleichmacherei, die den individuellen Wert des Einzelnen übersieht. Seine Gedanken sind auch heute noch relevant, etwa in Debatten über soziale Gerechtigkeit, Meritokratie und politische Partizipation. Wie können wir ein System schaffen, das sowohl Gleichheit als Prinzip als auch individuelle Verdienste anerkennt?
Zitat Kontext
Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) war einer der bedeutendsten Redner und politischen Philosophen des alten Roms. Seine Ideen über Gerechtigkeit, Staatsführung und politische Ethik beeinflussten spätere Denker wie Montesquieu und die Verfassungsväter der USA.
Dieses Zitat reflektiert seine aristokratische Sichtweise auf die Politik. Cicero war skeptisch gegenüber einer reinen Volksherrschaft (Demokratie) und plädierte für eine Mischform, die sowohl Elemente der Volksbeteiligung als auch eine Berücksichtigung individueller Verdienste beinhaltete.
Sein Gedanke bleibt heute relevant in Diskussionen über Demokratie und politische Gerechtigkeit. Während moderne Gesellschaften Gleichheit anstreben, bleibt die Frage, wie individuelle Fähigkeiten und Beiträge gewürdigt werden können, eine der großen Herausforderungen der politischen Philosophie. Ciceros Zitat mahnt dazu, ein Gleichgewicht zwischen Chancengleichheit und Anerkennung individueller Verdienste zu finden.
Daten zum Zitat
- Autor:
- Cicero
- Tätigkeit:
- römischer Staatsmann, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph
- Epoche:
- Klassische Antike
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- Emotion:
- Keine Emotion