Ein Demokrat braucht nicht zu glauben, dass eine Mehrheit immer eine weise Entscheidung treffen wird. Woran er glauben soll, ist die Notwendigkeit, dass der Mehrheitsbeschluss, ob klug oder unklug, angenommen werden muss, bis die Mehrheit einen anderen Beschluss fasst.

Klugwort Reflexion zum Zitat

In diesem Zitat von Bertrand Russell wird die Kernidee der Demokratie in einer sehr praktischen und realistischen Weise beleuchtet. Russell erkennt an, dass die Mehrheit nicht immer die weiseste Entscheidung trifft, aber betont, dass in einer Demokratie die Entscheidungen der Mehrheit respektiert und akzeptiert werden müssen, solange sie nicht durch ein weiteres Mehrheitsvotum geändert werden. Diese Perspektive fordert uns dazu auf, Geduld und Toleranz gegenüber demokratischen Prozessen zu entwickeln, selbst wenn wir mit den Ergebnissen nicht immer einverstanden sind.

Russell fordert eine Haltung des Respekts gegenüber der kollektiven Entscheidung, auch wenn wir glauben, dass sie suboptimal oder sogar fehlerhaft ist. Dies spiegelt die essenzielle Stabilität einer demokratischen Gesellschaft wider – die Notwendigkeit, dass Entscheidungen, die auf einer Mehrheit beruhen, ihre Gültigkeit behalten, bis sie durch einen neuen Mehrheitsbeschluss geändert werden. Auch wenn eine Mehrheit nicht immer "richtig" handelt, bleibt die Demokratie stark, weil sie auf dem Prinzip des Konsenses basiert und Mechanismen zur Änderung von Entscheidungen bietet, ohne dass Konflikte in Gewalt ausarten.

Diese Einsicht ist besonders relevant in Zeiten politischer Spannungen und ideologischer Gräben. Sie erinnert uns daran, dass das Prinzip der Mehrheit ein Fundament demokratischer Gesellschaften darstellt, das nicht nur die Effektivität der Regierung sichert, sondern auch die Notwendigkeit von Reformen und Kurskorrekturen innerhalb eines geordneten Rahmens fördert.