Betritt der Alten sich're Wege! Ein Feiger nur geht davon ab. Er suchet blumenreich're Stege Und findet seines Ruhmes Grab.
- Gotthold Ephraim Lessing

Klugwort Reflexion zum Zitat
Gotthold Ephraim Lessings Zitat beschreibt auf poetische Weise die Spannungen zwischen Tradition und Innovation, Sicherheit und Risiko. Er mahnt, dass das Verlassen der bewährten Pfade, die von früheren Generationen geschaffen wurden, mit Gefahr und oft auch Scheitern verbunden sein kann. Gleichzeitig spricht er indirekt die Versuchung an, nach aufregenderen, „blumenreicheren Stegen“ zu suchen, die jedoch nicht immer zum ersehnten Ziel führen.
Die Aussage fordert eine Reflexion darüber, wie wir mit Traditionen und Neuerungen umgehen. Lessing scheint auf den ersten Blick für die Sicherheit der etablierten Wege zu plädieren, doch seine Worte öffnen auch den Raum für die Frage, ob Fortschritt und Kreativität immer ein Risiko wert sind. Der Begriff „Feiger“ deutet darauf hin, dass er den Mut, Neues zu wagen, nicht unbedingt verurteilt, sondern vielmehr die Folgen eines übereilten oder unreflektierten Aufbruchs vor Augen führt.
Das Zitat lädt dazu ein, die Balance zwischen Vorsicht und Abenteuerlust zu betrachten. Traditionen bieten Stabilität und Orientierung, aber sie können auch einschränken. Der Wunsch nach neuen Wegen kann Fortschritt bringen, erfordert jedoch Weitsicht und ein klares Ziel. Lessings Worte mahnen, dass ein solcher Aufbruch, wenn er nur von der Suche nach dem Oberflächlichen getrieben wird, leicht ins Verderben führen kann.
In einer modernen Welt, die oft zwischen bewährten Traditionen und dem Drang zur Innovation hin- und hergerissen ist, bleibt dieses Zitat relevant. Es inspiriert dazu, sowohl den Wert des Alten als auch die Möglichkeiten des Neuen zu schätzen und mit Bedacht zu handeln. Lessing zeigt, dass das Wichtige nicht nur darin liegt, welchen Weg wir wählen, sondern wie bewusst und reflektiert wir ihn gehen.
Zitat Kontext
Gotthold Ephraim Lessing, einer der bedeutendsten Aufklärer und Dramatiker des 18. Jahrhunderts, setzte sich in seinen Werken intensiv mit den Themen Vernunft, Tradition und individueller Freiheit auseinander. Dieses Zitat stammt aus einem Kontext, in dem die Aufklärung eine Neubewertung traditioneller Werte und Denkweisen forderte, während sie gleichzeitig die Risiken betonte, die mit unüberlegtem Bruch mit der Vergangenheit verbunden sind.
Im historischen Kontext seiner Zeit stand Lessing zwischen den Polen des aufkommenden Fortschrittsglaubens und der tiefen Verwurzelung in traditionellen Werten. Sein Appell, die „sich’ren Wege der Alten“ nicht zu verlassen, kann als Plädoyer für eine fundierte Reflexion über den Wert von Traditionen und deren potenzielle Modernisierung verstanden werden.
Auch heute bleibt seine Aussage relevant, besonders in Zeiten rasanten Wandels. Sie erinnert daran, dass Neuerungen nicht um ihrer selbst willen angestrebt werden sollten, sondern in einem reflektierten Verhältnis zu den bewährten Grundlagen stehen müssen. Lessings Worte sind eine zeitlose Einladung, die richtige Balance zwischen Bewahrung und Fortschritt zu finden und dabei die Risiken und Möglichkeiten gleichermaßen zu bedenken.
Daten zum Zitat
- Autor:
- Gotthold Ephraim Lessing
- Tätigkeit:
- deutscher Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Dramatiker
- Epoche:
- Aufklärung
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- Emotion:
- Keine Emotion